Pericles, Prince of Tyre, das episodenreiche Schauspiel aus
dem Spätwerk Shakespeares, war zur Entstehungszeit sehr erfolgreich und auch als
Lesetext beliebt. Es erzählt von der Lebensreise eines dem willkürlichen
Walten Fortunas ausgelieferten Helden und seiner Familie, von Trennung und
Wiedervereinigung, von Gut und Böse, und kann mithin als Lehrstück über die
conditio humana gelesen werden. Außergewöhnlich und
geradezu modern wirkt die chorische
Figur Gowers: Shakespeare lässt den Autor seiner Hauptquelle wieder
‘auferstehen’, lässt ihn als Erzähler und Moderator die Zuschauer durch das
Stück führen, eine Vielzahl von Schauplätzen und Darstellungsformen souverän
verbindend. Pericles
ist mit seinen märchenhaften Zügen, der antikisierenden Atmosphäre, den
Anklängen an mittelalterliche Moralitäten sowie den Anspielungen auf
Zeitgenössisches weder gattungsmäßig noch thematisch leicht einzuordnen, fordert
aber gerade deshalb immer wieder neue Interpretationen heraus.
Zum
Titelbild: Darstellung der Fortuna aus Theodor
de Bry, Emblemata Nobilitatis, Frankfurt 1593: HIS FORTUNA PARENS – ILLIS
INIVSTA NOVERCA EST (Diesen ist Fortuna eine gute Mutter – jenen eine ungerechte
Stiefmutter).
Zur Herausgeberin: Annabarbara Pelli-Ehrensperger
studierte an der Universität Zürich Anglistik, Ethnologie und
Kunstgeschichte.
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