Aus dem Inhalt
Aus dem Inhalt:
- Antonella Giannone und
Patrizia Calefato: Einleitung
- Doris Mosbach: „Married
in blue, love ever true …“: Kleidungskodes traditioneller, modischer
und alternativer Hochzeitsausstattungen (abstract/
Zusammenfassung)
- Susan B. Kaiser und Angela Flury: Frauen in Rosa: Zur Semiotik der
Kleiderfarben (abstract/ Zusammenfassung)
- Patrizia Calefato: Kleidung als Jargon: Zur Soziosemiotik der Uniform (abstract/
Zusammenfassung)
- Antonella Giannone: Streit um die Kleidung: Das Kopftuch als Zeichen im
Kulturkonflikt (abstract/ Zusammenfassung)
Einlage
Diskussion
- Lucrecia Escudero Chauvel:
Die Mode als Mittel zur Variation persönlicher
Identität.
Doris Mosbach, „Married
in blue, love ever true …“: Kleidungskodes traditioneller, modischer und
alternativer Hochzeitsausstattungen
Summary.
This article
begins with a description of contemporary wedding dress codes in the US. The
bridal attire is considered to be the essential clothing configuration which
determines all other configurations worn by the groom, the attendants and the
guests. Within this configuration the bridal veil is not just the accessory with
the oldest tradition, but also, more than any other piece of clothing,
identifies the bride. The second part of the article deals with the dynamics of
the relevant clothing codes. Even though the codes of wedding etiquette are
extraordinarily stable, their paradigmatic, syntagmatic, and pragmatic rules are
modestly varied by the changing fashions. Finally, informal, alternative wedding
clothing is analyzed as clothing worn to break up the etiquette rules of
wellformedness by ignoring, transforming, or transferring the established codes.
Zusammenfassung. Der Aufsatz beschreibt zunächst die
traditionellen Kleidungskodes der gegenwärtigen Hochzeitsetikette in den USA.
Die Kleidung der Braut wird als die zentrale Kleidungskonfiguration
herausgestellt, von der alle anderen Kleiderrollen der Zeremonie abhängig sind.
Der Brautschleier ist dabei nicht nur eines der ältesten Brautaccessoires,
sondern identifiziert die Braut wie kein weiteres Kleidungsstück. Im zweiten
Teil des Aufsatzes wird die Dynamik der relevanten Kleidungskodes betrachtet.
Auch wenn die Kodes der Hochzeitsetikette außergewöhnlich stabil sind, wird
die Brautkleidung durch das wechselnde Angebot der Mode sowohl in ihren
paradigmatischen, syntagmatischen und pragmatischen Regeln zumindest geringfügig
variiert. Schließlich wird informale, alternative Hochzeitskleidung untersucht,
die darauf angelegt ist, die Wohlgeformtheitsregeln der Etikette aufzubrechen,
indem die etablierten Kodes unterlaufen, transformiert oder transferiert werden.
Susan B. Kaiser / Angela Flury, Frauen
in Rosa: Zur Semiotik der Kleiderfarben
Summary.
In the context of
the sign processes which assign meaning to clothing, colors are very important.
Written from a historico-cultural and post-structural perspective, this article
shows how colors can influence, limit, and even determine the meaning of
clothing. Furthermore, the article draws attention to the color pink and
examines the developments that have helped to stabilize this color as a sign of
unambiguous, white femininity. The second part of the article analyzes the use
of pink in two movies: one from the ’70s (Grease) and the other from
the ’80s (Pretty in Pink). In this context the established meanings of
pink are called into question, and new relationships between pink and modified
models of femininity or new forms of feminine behavior take their place. From an
unambiguous sign the color pink gradually changes into a modern, ambivalent sign
that connects various (social, gender- or ethnicity-specific) aspects of the
construction of feminine identity.
Zusammenfassung. Im Kontext der Zeichenprozesse, durch
welche Kleidung zu ihrer Bedeutung gelangt, spielen Farben eine wichtige Rolle.
Aus einer kulturgeschichtlichen und poststrukturalistischen Perspektive heraus
zeigt der Artikel, wie Farben generell die Bedeutung von Kleidung beeinflussen,
einschränken oder sogar bestimmen können. Darüber hinaus wird die
Aufmerksamkeit auf die Farbe Rosa gerichtet und die Entwicklung untersucht, die
im Kontext der amerikanischen Nach-kriegszeit zur Stabilisierung dieser Farbe
als Zeichen eindeutiger, weißer Weiblichkeit beigetragen hat. Im zweiten Teil
des Aufsatzes wird der Gebrauch der Farbe Rosa in zwei Filmen aus den siebziger
und achtziger Jahren (Grease und Pretty in Pink) analysiert. In
diesem Kontext werden die etablierten Bedeutungen dieser Farbe in Frage gestellt
und Beziehungen hergestellt zwischen Rosa einerseits und veränderten
Weiblichkeitsmodellen bzw. neuen Formen weiblichen Verhaltens andererseits. Von
einem eindeutigen Zeichen wird Rosa allmählich zu einem modernen, ambivalenten
Zeichen, das verschiedene (soziale, geschlechtsspezifische, rassenbedingte)
Aspekte der Konstruktion weiblicher Identität zueinander in Beziehung setzt.
Patrizia Calefato, Kleidung
als Jargon: Zur Soziosemiotik der Uniform
Summary.
If one transfers
Saussure’s distinction between langue (‘language system’) and parole
(‘speech’) to the sign system of clothing, one arrives at a distinction
between costume and everyday clothing. While costumes are characterized by a
strictly coded assembly of clothing signs, everyday clothing is a weakly coded
and mostly context-based configuration of signs. This article reflects this
distinction with respect to the example of uniforms. By uniforms the author
means not only military or working uniforms but also the so-called
“uniforms" worn by members of subcultures. On the one hand, the uniform
is considered a “text" which creates social safety. On the other hand,
various examples are given which demonstrate strategies for undermining this
safety and thereby changing the logic of uniforms.
Zusammenfassung. Saussures Unterscheidung zwischen „langue“
(‚Sprache’) und „parole“ (‚Sprechen’) führt, auf das Zeichensystem
Kleidung übertragen, zur Unterscheidung zwischen der Tracht, die durch eine
streng kodierte Zusammensetzung von Kleidungszeichen charakterisiert ist, und
dem alltäglichen Sich-Bekleiden, welches dagegen eine schwach kodierte, zumeist
kontextabhängige Zeichenkonfiguration liefert. Der folgende Beitrag setzt sich
mit dieser Unterscheidung am Beispiel von Uniformen auseinander. Darunter werden
hier nicht nur militärische oder Arbeitsuniformen verstanden, sondern auch die
so genannten „Uniformen“, die sich Subkulturen zulegen. Die Uniform wird
hier als Text verstanden, der zur Herstellung gesellschaftlicher Sicherheiten
beiträgt. Wie an Hand von zahlreichen Beispielen gezeigt wird, ergeben sich
daraus jedoch Strategien zur Unterminierung dieser Sicherheiten, die die Logik
der Uniform nicht unangetastet lassen.
Antonella Giannone, Streit
um die Kleidung: Das Kopftuch als Zeichen im Kulturkonflikt
Summary.
Recent
discussions on the Moslem headscarf mostly take into account only the
prototypical meanings of this sign that are fixed within collective imagination.
They subject the sign to a process of abstraction that ignores contextual
factors as well as individual reasons for wearing a headscarf. Classified as a
religious and political sign, the headscarf is declared to be incompatible with
the neutrality required of public institutions. A woman who is wearing a
headscarf is confronted with the merely hypothetical model of a neutral person.
The author first discusses the various discursive interpretations of the
headscarf as well as the cultural mechanisms that lead to its conception as a
“sign of otherness“. She then emphasizes the aspects that are more specific
to clothing, demanding a more differentiated context-oriented conception of
headscarfs and emphasizing their ambivalent relational character.
Zusammenfassung. Die aktuelle Debatte über das moslemische
Kopftuch erkennt fast nur prototypische, in der kollektiven Vorstellung fixierte
Bedeutungen dieses Zeichens an und unterwirft es einem Abstraktionsprozess, der
kontextuelle Faktoren sowie individuelle Gründe des Kopftuchtragens außer Acht
lässt. Als religiöses und politisches Zeichen klassifiziert, wird das Kopftuch
für unvereinbar mit dem Neutralitätsgebot öffentlicher Institutionen erklärt
und der Kopftuch-tragenden Frau eine bloß hypothetische neutrale Gestalt gegenübergestellt.
Dieser Aufsatz setzt sich zunächst mit der Interpretation des Kopftuchs in den
verschiedenen Diskursen sowie mit den kulturellen Mechanismen auseinander, die
zur Konstruktion des Kopftuchs als eines „fremden Zeichens“ führen, und
hebt anschließend die kleidungsspezifischen Aspekte der Kopftuchfrage hervor.
Diese zwingen zu einer differenzierteren kontextbezogenen Auffassung von Kopftüchern
sowie zur Betonung des ambivalenten relationalen Charakters, den sie als
Kleidungszeichen haben.
Barbara Vinken, Marie-Antoinette:
Kultkörper, verworfen und heilig
Summary.
This article
focuses on the transformational processes that promote people to the rank of
saints or (in a more modern sense) to celebrities. The author gives a sketch of
the archaeology of this phenomenon with special reference to the example of
Queen Marie Antoinette, also called “the Queen of Fashion“. The Queen’s
life-style and her affinity for clothing and fashion gave her a historically
unprecedented image as a woman in the modern bourgeois sense and led to
considerable changes in the ways of understanding the royal body. The author
shows how pornographic representations of Marie Antoinette desecrated her royal
body and how she was later humanized and sanctified.
Zusammenfassung. Im Mittelpunkt dieses Aufsatzes stehen die
Transformationsprozesse, durch welche Menschen zu Heiligen oder im moderneren
Sinn zu Stars aufgebaut werden. Die Archäologie des Starphänomens wird hier am
Beispiel des aus historischen Biographien zusammengesetzten Lebens der Königin
Marie-Antoinette skizziert, die unter anderem als „Königin der Mode“
bezeichnet wurde. Durch ihren Lebensstil sowie durch ihr Verhältnis zu Kleidung
und Mode leitete die Königin eine epochale Wende ein und wurde somit zu einer
Frau im modernen bürgerlichen Sinn. Dieser Prozess führte zu erheblichen Veränderungen
im Verständnis eines königlichen Körpers. Diesbezüglich geht der Aufsatz
sowohl der Entsakralisierung des königlichen Körpers durch die pornographische
Darstellung Marie-Antoinettes als auch seiner Vermenschlichung und der anschließenden
Heiligsprechung nach.
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