Pressestimmen: "Opa blitzt und Oma
funkelt. Ethische und wissenschaftliche Aspekte von Tod und Verwesung, modernen
Bestattungsformen und Körperspende", in: TU Berlin Intern, Nr. 11,
November 2006. Bericht lesen Weitere Rezensionen finden Sie unter:
<http://www.medizin.de/gesundheit/deutsch/3025.htm> <http://www.stellenboersen.de/uni/berlin/tu-berlin/061121tu-berlin-oma-opa.html>
Aus dem
Inhalt:
Einlagen
Erhebung, Veranstaltungen, Veranstaltungskalender, Nachrichten aus
der DGS, Nachrichten aus der SGS/ASS, Vorschau auf den Thementeil der nächsten
Hefte.
Dagmar
Schmauks, Sterbenszeichen.
Semiotische Aspekte von Sterben und Tod Summary.
This paper
presents a typology of the multiple perspectives from which a corpse can be
understood as a sign complex. The typology is ordered chronologically, beginning
with the rituals involved in the transition from life to death. The subsequent
manners of treating the corpse range from complete annihilation through
practical utilization to conservation as an attempt at material immortalization.
The contribution also deals with the projects for postponing or completely
abolishing death. Some medical disciplines regularly make use of human corpses;
especially interesting from a semiotic point of view is the confrontation of
anatomy with forensic medicine. Anatomy concentrates on species-specific
features, namely the bodily structure of human beings, whereas forensic medicine
works out the body’s unique features, which in the ideal case allow the
forensic scientist to identify both victim and perpetrator.
Zusammenfassung. Dieser Beitrag bietet eine Typologie der
vielfältigen Perspektiven an, unter denen ein Leichnam als Zeichenkomplex
betrachtet werden kann. Die Abschnitte sind chronologisch angeordnet und
beginnen mit den Ritualen beim Übergang vom Leben zum Tod. Die anschließenden
Umgangsweisen mit dem Leichnam reichen von seiner Vernichtung über eine
praktische Nutzung bis zur Konservierung als Versuch einer materiellen
„Verewigung“. Davon abzugrenzen sind Projekte, den Tod aufzuschieben oder
ganz abzuschaffen. In einigen medizinischen Disziplinen schließlich sind
Leichen unverzichtbar. Semiotisch besonders interessant ist die Gegenüberstellung
von Anatomie und Rechtsmedizin. Denn während es der Anatomie um das Typische
der Leiche geht, nämlich die Struktur eines menschlichen Körpers, arbeitet die
Rechtsmedizin das Einmalige an ihr heraus, das im Idealfall eine Identifizierung
von Opfer und Täter erlaubt.
Dag Moskopp, Todeszeichen.
Semiotische Aspekte der Todesfeststellung Summary.
Before reflecting
on the signs occurring on a dead body, it is appropriate to describe what makes
us sure that the body is really dead. What is regarded as a sign of death varies
regionally and historically, and the procedures of ascertaining the occurence of
death vary accordingly. The present contribution first deals with indicators of
approaching death and then analyzes the sign types used in ascertaining the
occurence of death. It concludes by discussing the peculiarities of brain death,
as well as its complicated anthropological and ethical aspects. Zusammenfassung. Vor einer Reflektion über die Art, in der
eine Leiche Träger von Zeichen sein kann, sollte die Feststellung des
menschlichen Todes beschrieben werden. Da in verschiedenen Epochen
unterschiedliche körperliche Phänomene als Todeszeichen galten, haben sich in
Abhängigkeit von der jeweiligen Todesdefinition auch die Nachweisverfahren
gewandelt. In diesem Beitrag werden zunächst die Vorzeichen des Todes sowie die
verschiedenen Zeichen beschrieben, die bei der klassischen Todesfeststellung
ausschlaggebend sind. Anschließend geht es um die Besonderheiten des Hirntodes,
der eine Vielzahl anthropologischer und ethischer Fragen aufwirft.
Rainer Mattern, Der
Leichnam als Wissensquelle in der Unfallforschung Summary. This contribution
characterizes the role human corpses play in accident research. Various methods
are combined to develop adequate safety belts, airbags, protective helmets, and
other safety devices for vehicles. Specifying the quantitative relation between
mechanical strain and the severity of injury requires collision trials carried
out under controlled conditions. Volunteers can only be tested within
injury-free situations, and for other cases human corpses provide the most
accurate substitutes for living humans. It is only through such experiments that
physical models („dummies“) and mathematical models can be developed for an
accurate simulation of behavior of human bodies in traffic accidents. The
contribution ends with the discussion of some ethical aspects of collision
trials.
Zusammenfassung. Dieser Beitrag stellt dar, welchen
Stellenwert menschliche Leichen für die Unfallforschung haben.
Sicherheitsgurte, Airbags, Schutzhelme und andere Sicherheitseinrichtungen für
Fahrzeuge werden durch Kombination unterschiedlicher Methoden entwickelt. Um den
Zusammenhang zwischen mechanischer Belastung und Verletzung auch quantitativ zu
bestimmen, sind Kollisionsversuche („Crash-Tests“) unter kontrollierten
Bedingungen unverzichtbar. Da man Freiwillige nur im verletzungsfreien Bereich
einsetzen kann, sind jenseits davon menschliche Leichen das getreueste Modell
des lebenden Menschen. Nur durch solche Versuche können physikalische Modelle
(„Dummies“) und mathematische Modelle entwickelt werden, die auf lange Sicht
den Menschen hinreichend genau simulieren. Abschließend werden einige ethische
Aspekte von Kollisionsversuchen mit Leichen skizziert.
Mark Benecke,
Insektenbefall am Leichnam als Wissensquelle in der Gerichtsmedizin Summary.
The present
contribution takes the perspective of a natural scientist and describes how
insects and other arthropods can be used as stains – or traces – in forensic
investigations. The focus lies on two points: firstly, on the determination of
post-mortem intervals based on the body size of maggots; and secondly, on the
analysis of wound artifacts caused by insects feeding on a corpse. The case
studies include bite patterns of mites, and ecologically restricted fly species
which were found on the corpse of a sailor which had passed through different
ecosystems. In addition, it is shown that insects can be utilized as classical
stains comparable with fiber traces. Through-out the essay, emphasis is placed
on the differences in conceptual and research procedures between the humanities
and the natural sciences, and it is pointed out that a mutual
understanding requires continuous efforts and open minds on both sides.
Zusammenfassung. Der
vorliegende Beitrag beschreibt aus naturwissenschaftlicher Sicht, wie
Gliedertiere als rechtsmedizinisch-kriminaltechnische Spuren verwendet werden
können. Dabei geht es im Folgenden beispielhaft um (a) die Errechnung der
Leichenliegezeit und (b) die Legung von Wund-Artefakten durch Insekten, die sich
von Leichen ernähren. Als Fallbeispiele werden unter anderem eine
räumlich-zeitliche Zuordnung durch Milben-Bisse sowie die Verdriftung eines
toten Seemannes in verschiedene Ökosysteme behandelt. Außerdem wird dargestellt,
dass Insekten auch als klassische Spuren (ähnlich wie Faser-Spuren) eingesetzt
werden können. Einleitend wird darauf hingewiesen, dass kultur- und
naturwissenschaftliche Arbeits- und Denkweisen verschieden sind, so dass nur
offenes Aufeinanderzugehen der ForscherInnen den Austausch und vor allem das
Verstehen der Inhalte beider Wissenschafts-Typen
ermöglicht.
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