Tessin – Die italienische Schweiz
Zibaldone, No. 43 / Frühjahr 2007

Zibaldone, No. 43 / Frühjahr 2007, 168 Seiten
EUR 12,00
ISBN 978-3-86057-846-9


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Der Tessin – das war eine lange Zeit hindurch ein mythischer Ort, zunächst für die deutsche Alternativkultur ab 1900, dann für die deutschen Urlauber nach 1950. In den letzten Jahren ist es um die «italienische» (weil italienischsprachige) Schweiz etwas ruhiger geworden – Grund genug für Zibaldone, der kulturellen Entwicklung im nördlichen Grenzland Italiens genauer (und auch etwas anders als in Reiseführern) nachzugehen. Dabei zeigt sich, wie arm der Kanton ursprünglich war, aus dem noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts viele Einwohner als ‹Wirtschaftsflüchtlinge› nach Lateinamerika auswanderten. Mit dem frühen 20. Jahrhundert verbindet sich die zentrale Rolle des Monte Verità bei Ascona für die ganze europäische Tradition alternativer Kulturbewegungen; Harald Szeemanns legendäre Ausstellung hat in den siebziger Jahren daran erinnert. Und während der Jahre des italienischen Faschismus (der bekanntlich doppelt so lange dauerte wie der deutsche) war gerade der Tessin ein zentraler Zufluchtsort für in Italien selbst verfolgte oder nicht zu Wort kommende Intellektuelle. Unser Heft versucht, diese Erinnerungslinien mit einigen Aspekten der jüngeren Entwicklung der Tessiner Kultur zu verbinden und so ein kulturelles Panorama der italienischen Kulturentwicklung außerhalb Italiens nachzuzeichnen.

Pressestimme:

Das Tessin, literarisch
Gustav Siebenmann

Seit 1986 erscheint der «Zibaldone», eine Zeitschrift für Italien-Freunde. Ihr 43. Heft widmet sie dem Schwerpunkt «Tessin – die italienische Schweiz». Dem Titel der Zeitschrift entsprechend – er bedeutet wörtlich «Sammelsurium» – erscheinen zum Thema Tessin Aufsätze verschiedenster Art: Der gewichtigste ist Regina Buchers ausführliche und kenntnisreiche Chronik über Hermann Hesses Zeit in Montagnola. Die Kuratorin des dortigen Museo Hermann Hesse bringt dem Leser die Gestalt des Nobelpreisträgers in gewinnender Weise näher. Weiter zurück in die Vergangenheit greifen Artikel wie «Die bewegte Frühzeit (1895–1914) der Arbeiterbewegung» im Tessin (Gabriele Rossi) oder der bissige Kurztext Erich Mühsams über seine Abenteuer in Ascona (1905) oder – ebenfalls zur Alternativkultur auf dem Monte Verità – der authentische Bericht über die Geburt des Ausdruckstanzes im Tessin (Susanne Franco). Friedrich Geiger berichtet als Musikhistoriker über die Tessiner Zeit des russischen Emigranten Wladimir Vogel, der während der Kriegsjahre mit Aline Valangin in Comologno lebte und komponierte.

In welchem – eher bescheidenem – Masse der 1931 gegründete Sender Radio Monte Ceneri während des Faschismus in Italien ein Zentrum der kulturellen Ausstrahlung zu sein vermochte, das schildert die Historikerin Nelly Valsangiacomo kenntnisreich und mit der gebührenden Vorsicht. Im Dossier «Tessiner Lyrik heute» lesen wir Texte (zweisprachig) von Antonio Rossi und unveröffentlichte Gedichte von Fabio Pusterla. Eduardo Costadura fügt längere Interviews mit diesen beiden Dichtern hinzu. An Aktuelles – den 150. Geburtstag von Leoncavallo 2007 – knüpft der Bericht über die zwölf in Brissago verbrachten Jahre des Komponisten von «Ridi Pagliaccio» an (Gustav A. Lang). Dort ist 2002 das Museo Ruggero Leoncavallo eröffnet worden, wo dank einer Stiftung der Baronessa Hildegard von Münchhausen und der Gemeinde Brissago der Nachlass des Komponisten zusammengeführt wurde. Dessen sterbliche Überreste sind 1989 von Florenz nach Brissago übergeführt worden, wie es der 1919 Verstorbene gewünscht hatte. Den Textteil beschliesst ein analytischer Rückblick auf das Filmfestival in Locarno. Die Herausgeber haben in diesem Heft mit Geschick gewisse Erinnerungslinien mit Aspekten der jüngeren Kulturentwicklung im Tessin zu verbunden.
Neue Zürcher Zeitung, 4.12.2007; online unter: <http://www.nzz.ch/nachrichten/startseite/das_tessin_literarisch_1.593673.html>

Aus dem Inhalt:

Vorwort der Herausgeber

  • Gabriele Rossi: Die Frühzeit der Arbeiterbewegung im Tessin

  • Erich Mühsam: Aus «Ascona» (1905)

  • Susanne Franco: Tanzen in Ascona. Die Geburt des Ausdrucktanzes im Tessin

  • Regina Bucher: Hermann Hesse im Tessin

  • Friedrich Geiger: Ein Komponist im Tessin: Wladimir Vogel (1896-1984)

  • Nelly Valsangiacomo: Ein ‹italienisches› und ‹freies› Radio: Das Radio svizzera di lingua italiana während des Faschismus

Dossier Tessiner Lyrik heute

  • Edoardo Costadura: Interview mit Antonio Rossi

  • Antonio Rossi: Poesie da Sesterno

  • Edoardo Costadura: Interview mit Fabio Pusterla

  • Fabio Pusterla: Poesie inedite

Gustav A. Lang: «Ridi Pagliaccio» am Lago Maggiore. Ein Museum für Ruggero Leoncavallo in Brissago

Daniel Winkler: Eine Stimme für den jungen Autorenfilm. Geschichte und Programmatik des Festival Internazionale del Film di Locarno

Notizbuch

  • Franca Cleis über das Archivio della storia delle donne – Sarah Wenger über das Schokolade-Museum in Caslano

Rezensionen.


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Letzte Änderung: 26.11.2016 10:12:00

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