Eva Kimminich Erstickte Lieder Zensierte Chansons aus Pariser Café-concerts des 19. Jahrhunderts – Versuch einer kollektiven Reformulierung gesellschaftlicher Wirklichkeiten |
EUR 50,50 ISBN 978-3-86057-081-4 Reihe: Romanica et Comparatistica |
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Die interdisziplinär angelegte Forschungsarbeit untersucht ein bislang noch unbeachtet gebliebenes Textmaterial: das zensierte Chanson der Pariser Cafés-concerts der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es wird als Träger von Vermittlungs- und Verarbeitungsprozessen gesellschaftlicher Werte, Normen bzw. ‘Welt’deutungen betrachtet. Ausgegangen wird vom wissenssoziologischen Konzept Peter Bergers und Thomas Luckmanns, Pierre Bourdieus Feldertheorie sowie Forschungsimperativen der neuen französischen Geschichtsschreibung (v.a. Georges Dubys und Michel Foucaults). Mit einer Verbindung dieser Ansätze kann demonstriert werden, wie sich das Chanson durch die an seiner Produktion, Popularisierung sowie Rezeption beteiligten Individuen innerhalb der damals herrschenden Machtspiele kultureller und politischer Felder zunehmend symbolisches und schließlich auch ökonomisches Kapital erwarb. Eine gewichtige Rolle mißt die Autorin der ‘Beweglichkeit’ und Dynamik der Sprache bei, durch die Individuum wie Kollektiv sich spezifische Wahrnehmungsraster aneignen oder dieselben modifizieren. So kann Kimminich an ihren Sprach- und Wortfeldanalysen zeigen, wie das verbotene Liedgut auf den Gesamthaushalt gesellschaftlicher Wirklichkeitsraster hätte Einfluß nehmen können – wäre es nicht von der Zensur ausgefiltert worden. Ergebnis ist eine kollektive Reformulierungstheorie, die nun die Wirklichkeit entwerfenden Funktionen des kollektiv wahrgenommenen Chansons in ihren gesamtgesellschaftlichen Wirkungskreisen erhellt.
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