Zeichen im öffentlichen Raum: Funktionalisierung, Ästhetisierung und Mediatisierung Herausgegeben von Christine Domke |
EUR 65,00 ISBN 978-3-95809-666-0 |
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Aus dem Inhalt: Peter Stachel: Das Meer der Zeichen – Zur Lesbarkeit urbaner Räume als kollektive Gedächtnis-Texte Summary. Cities are spaces that are characterized by many different sign-systems which partly overlap; they can be analyzed as complex textures of meanings. Physical space is turned into social and cultural space when different socio-cultural communities structure and mark it. In a layered architecture of collective memories different milieus and communities of commemoration coexist. This can be analyzed with semiotic tools, while a generalizing system of “city-semiotics” seems to be neither possible – because of the multiplicity of diverse sign-systems in the urban space – nor necessary for an empirical approach. Zusammenfassung. Städte sind Orte einer extrem verdichteten Vielfalt unterschiedlicher, sich teilweise überlappender Zeichensysteme und lassen sich daher als Texte – Gefüge von Bedeutungen – analysieren. Durch die sinnhafte Strukturierung und Markierung durch eine oder mehrere sozio-kulturelle Gruppen wird der physische Raum zur sozialen und kulturellen Räumlichkeit. In einer geschichteten Architektur kollektiver Gedächtnisse stehen nicht selten unterschiedliche Erinnerungskulturen und -gemeinschaften miteinander in Konkurrenz. Dies lässt sich mit Hilfe einer kultursemiotischen Herangehensweise gut analysieren. Eine generelle Systematisierung einer Teildisziplin „Stadtsemiotik“ ist demgegenüber angesichts der Vielfalt unterschiedlicher Zeichensysteme im urbanen Raum weder sinnvoll möglich, noch für empirische Untersuchungen notwendig. Stefan Meier: „Leuchtendes Löffeln in Leipzig“. Design als kulturelle Praxis im öffentlichen Raum Summary. The present contribution aims at discussing the social function of design as a sign practice intended for public perception. It argues that design objects construct identity depending on an interplay between cultural and social contexts, materiality, color, and form. These are semiotic resources which express style. Style can be considered as a creative act through style practices, which emerge from the selection, formation, and composition of semiotic resources. These practices are exemplified with reference to an illuminated advertising, the so-called “Leipziger Löffelfamilie”. It was constructed in the GDR in the 1970s and has gained the status as a protected monument. Zusammenfassung. Der vorliegende Beitrag diskutiert die gesellschaftliche Funktion von Design als öffentlicher wahrnehmbarer Zeichenpraxis und verdeutlicht, inwiefern Designobjekte ihre Funktion und Bedeutung durch Handlungs- und Diskurskontexte erhalten. Ihre Zeichenhaftigkeit wird hierdurch von einer vermeintlichen Deutungsoffenheit auf konkrete Bedeutungspotenziale reduziert. Kulturelle und soziale Kontexte schaffen im interpretativen Zusammenspiel mit Materie, Farbe und Form Identität, die sich auf der Ausdrucksebene in Form von Stil darstellt. Stil stellt sich somit im schöpferischen Akt durch Stil-Praktiken her, die sich als Auswahl, Formung und Komposition von semiotischen Ressourcen bestimmen lassen. Exemplarisch verdeutlicht werden diese Praktiken anhand einer aus den 1970er Jahren stammenden, unter Denkmalschutz stehenden Leuchtreklame, der sogenannten „Leipziger Löffelfamilie“. Ingo H. Warnke: Tahrir Is Not a Square. Wie meta-urbane Protestkommunikate städtische Territorien des Widerspruchs strukturieren Summary. Inscriptions in the publicly accessible space of the city are an important research topic of sociolinguistics. Writings of all kind do not only shape urban space but also produce specific places which wouldn’t exist without them. The focus of this paper is how a space of urban protest is constructed; it will be shown how communicative forms of protest create place. The example discussed is a stencil which specifically refers to the Tahrir square in Cairo but at the same time accomplishes much more through interspatial, interdiscursive, and intermedial references. This stencil can be understood as part of an association of places which makes urban space describable as a territory of contradiction. The contribution provides a detailed ethnographic analysis of the use of stencils in Berlin Prenzlauer Berg and goes on to highlight possibilities of a sociolinguistic and semiotic analysis of urban territories of contradiction at large. Zusammenfassung. Schrift im öffentlich zugänglichen Raum der Stadt ist ein wichtiger soziolinguistischer Forschungsgegenstand. Aufschriften aller Art prägen nicht nur den urbanen Raum, sondern bringen spezifische Orte erst hervor. Im Zentrum der Analyse steht die Konstruktion eines urbanen Protestraums, wie er durch sogenannte Protestkommunikate hervorgebracht wird. Beispiel ist dabei ein Stencil, das auf den Tahrir-Platz in Kairo zu verweisen scheint, das jedoch über interspatiale, interdiskursive und intermediale Bezüge weit mehr leistet. Es ist Teil einer Ortsassoziation, die den urbanen Raum als Territorium des Widerspruchs beschreibbar macht. Der Beitrag leistet einerseits eine ethnographische Detailanalyse zu einem Schriftvorkommen in Berlin Prenzlauer Berg, er gibt darüber hinaus aber vor allem auch Hinweise auf Möglichkeiten einer soziolinguistischen und semiotischen Analyse urbaner Widerspruchsterritorien überhaupt. Theresa Heyd: Phonetische Transkription als folklinguistische Zeichen-Praxis im öffentlichen Raum Summary. This paper is a first exploration of folk-linguistic forms of phonetic transcription in the public space. This concerns patterns of use where the semiotic repertoire of phonetic transcription – including the use of phonetic symbols and bracketing, but also syllabic word division and lexicographic text structure – is transposed into a non-technical context of digital or physical public space, and where the intended purpose differs from linguistic traditions of visually representing speech sounds. To elucidate this practice, a corpus of 27 pictures was assembled in an ethnographic approach and analyzed from a semiotic and sociolinguistic perspective. A broad spectrum of semiotic phenomena was found, ranging from highly complex and quasi-professional transcriptions to minimalistic approaches. On this basis, a range of socio-stylistic factors that influence this variation (degree of professionalization, amount of planning, correctness) is proposed. Four categories of social meaning are distinguished (metalinguistic reflexivity, agenda setting, staged orality, deviance) that can be used for self-positioning in the use of folk-linguistic transcriptions in public spaces. Zusammenfassung. Diese Studie ist eine erste Erkundung von laienlinguistischer Nutzung phonetischer Transkription im öffentlichen Raum. Dabei handelt es sich um Gebrauchsformen, bei denen das semiotische Repertoire der Transkription – beispielsweise phonetische Symbole und die Klammerung von Lexemen, aber auch Silbentrennung und lexikografische Textstruktur – in der digitalen oder materiellen Öffentlichkeit in einen dekontextualisierten Zusammenhang gebracht wird. Damit verbindet sich ein intendierter Effekt, der von der etablierten visuellen Repräsentation sprachlicher Laute abweicht. Um diesen Zusammenhang genauer zu erkunden, wurde ein Bildkorpus mit 27 Beispielen aus dem öffentlichen Raum erstellt und im Hinblick auf semiotische und soziolinguistische Variation analysiert. Es konnte eine große Bandbreite an semiotischen Realisierungen nachgewiesen werden, die von komplexen Formen mit hoher Transkriptionstiefe bis hin zu minimalistischen Varianten reicht. Ausgehend von dieser Analyse werden verschiedene soziostilistische Faktoren herausgearbeitet, die für die Variation eine Rolle spielen (Professionalisierungsgrad, Planungsaufwand, Korrektheit), und es werden vier Dimensionen sozialer Bedeutung unterschieden (Selbstreflexivität, definitorische Sprechakte, inszenierte Mündlichkeit, Erzeugung von Fallhöhe), die mit folklinguistischen Transkriptionen aktiviert werden können. Tobias Naumann: QR-Codes als intermediale Verknüpfungsmittel der öffentlichen Textwelt Summary. QR codes are not a new phenomenon, yet their use for advertising in public spaces has become more frequent during the last years. The growing digitalization of our society, and especially smartphones and mobile internet access, have brought more attention to this technology. Nevertheless, it is still not entirely clear which applications of QR codes are really useful and for which scenarios they will become generally accepted. The contribution discusses the technical side of barcode-structures and focuses on the form of QR codes and on ist semiotic aspects. It investigates how recipients understand the uses of QR codes and what kind of knowledge is needed to recognize and to successfully use them. The general aim is to understand the potential and the limits of QR codes as a new type of sign in the public space. Zusammenfassung. QR-Codes sind keine völlig neue Entwicklung, doch ist ihr Einsatz im öffentlichen Raum erst in den vergangenen Jahren in den Vordergrund getreten. Besonders die digitale Mediatisierung der Gesellschaft durch Smartphones und mobiles Internet hat die Nutzung dieser Technik für Medienunternehmen und private Nutzer deutlich interessanter gemacht. Noch ist jedoch unklar, welchen effektiven Nutzen diese Technik bringt und welche Anwendungsbereiche sinnvoll und lohnenswert für potentielle Rezipienten sind. In diesem Beitrag möchte ich sowohl auf die technische Seite von Barcode-Strukturen eingehen als auch die Gestalt des QR-Codes unter semiotisch-semantischen Gesichtspunkten erfassen und ihre Besonderheiten herausstellen. Es wird untersucht, welches Wissen erforderlich ist, um QR-Codes als Zeichen zu erkennen und erfolgreich zu nutzen, und ein Beitrag zur Verdeutlichung des Nutzungspotentials von QR-Codes als ein neuer Zeichentyp im öffentlichen Raum geleistet. |
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