Überwachung 2.0 – Zwischen Kontrolle und Komfort
Herausgegeben von Alexandra Gracev, Natalie John, Klaus Sachs-Hombach, Jörg R. J. Schirra, Anne Ulrich und Lukas R. A. Wilde

Mai 2020, Band 40, Heft 1-2/2018, 143 Seiten, kart.
EUR 65,00
ISBN 978-3-95809-670-7


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Aus dem Inhalt:

 

Alexandra Gracev, Natalie John, Klaus Sachs-Hombach, Jörg R. J. Schirra, Anne Ulrich und Lukas R. A. Wilde: Einleitung

 

Maria Wilhelm: Who Watches the Watchmen? – Datenschutzrechtliche Anforderungen an Überwachungssysteme

Summary. Monitoring systems can be used by both private and public bodies. The Euro­pean legislator created the legal basis and limits with the General Data Protection Regu­lation (GDPR; Regulation (EU) 2016/679) and the Directive on the protection of natural persons with regard to the processing of personal data by competent authorities for the purposes of the prevention, investigation, detection or prosecution of criminal offences or the execution of criminal penalties (Directive (EU) 2016/680). These also provide control and law enforcement possibilities for the data protection supervisory authorities. The gran­ting of sufficient transparency is a central issue, especially in the area of video surveillance. Based on the discussion of the legal conformity of the data protection requirements them­selves, the way in which information is provided is debated in this field. Here, the potenti­al of data protection regulations remains largely unexploited.

Zusammenfassung. Überwachungssysteme können durch private und durch öffentli­che Stellen eingesetzt werden. Rechtliche Grundlagen und Grenzen wurden durch den europäischen Gesetzgeber mit der Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO; Verord­nung (EU) 2016/679) und der Richtlinie zum Schutz natürlicher Personen bei der Ver­arbeitung personenbezogener Daten durch die zuständigen Behörden zum Zwecke der Verhütung, Ermittlung, Aufdeckung oder Verfolgung von Straftaten oder der Strafvoll­streckung (JI-RL; Richtlinie (EU) 2016/680) geschaffen. Diese sehen auch Kontroll- und Rechtdurchsetzungsmöglichkeiten für die Datenschutzaufsichtsbehörden vor. Die Gewäh­rung von hinreichender Transparenz ist gerade im Bereich der Videoüberwachung eine zentrale Fragestellung. Ausgehend von der Diskussion der Rechtskonformität der daten­schutzrechtlichen Vorgaben selbst wird in diesem Bereich die Art und Weise der Infor­mationserteilung diskutiert. Hierbei bleiben Potenziale der datenschutzrechtlichen Vor­gaben weitgehend ungenutzt.

 

Nils Zurawski: Der totale Unterhaltungsstaat. Überwachung im digitalen Zeitalter. Über Konsum, KI und nicht nur digitale Domestiken

Summary. Entertainment as surveillance? The Orwell’ian model of Big Brother seem no longer apt to describe the contemporary moment and its immediate future. But how should a model look like that is able to adequately grasp the dynamics and phenome­na that shape societies in the 21st century? The article wants to propose such a new model and provides the necessary analysis that is needed to understand the dimensi­ons of control and surveillance in contemporary societies. The starting point for such an analysis lies in the question why digital technologies are so widely accepted, while people often seem to ignore the problematic consequences, even when they are aware of them. The assumption is that the digital satisfies desires, which obscure a critical assessment of such new technologies, data collections and the restructuring of our eve­ryday environments. Two hypotheses will guide the analysis. One assumes that the digi­tal will bring back the servant, now for the masses and thus will bring initiate a re-feu­dalisation of societies. The second addresses the fact that digital technologies are offe­ring ways of distinction, an important mode for the formation of identity under the con­ditions of consumer capitalism. With both hypothesis the article will endeavour to think about structures of power and domination in societies under the digital conditions of total entertainment.

Zusammenfassung. Unterhaltung als Überwachung? Im digitalen Zeitalter ist der Orwell’sche Big Brother nicht länger das passende Modell um die Gegenwart und Zukunft zu beschrei­ben. Wie müsste ein neues Modell jedoch aussehen, um den Dynamiken und Erschei­nungsweisen adäquat Rechnung zu tragen, die Gesellschaften im 21. Jahrhundert kenn­zeichnen? Der Artikel unternimmt den Versuch, ein solches anderes Modell vorzuschla­gen und stellt damit gleichzeitig die notwendige Analyse vor, die es braucht, um die Dimen­sionen von Kontrolle und Überwachung gegenwärtiger Gesellschaften zu verstehen. Der grundlegende Ausgangspunkt für diese Analyse ist die Frage, warum es eine so breite Akzeptanz digitaler Technologien gibt, bei gleichzeitiger Kenntnis, aber scheinbarer Igno­ranz ihren Konsequenzen gegenüber. Die Vermutung ist, dass hier möglicherweise Bedürf­nisse befriedigt werden, die eine Kritik an den neuen Technologien, an Datensammlungen und der Umgestaltung von Alltagswelten obsolet erscheinen lassen. Anhand von zwei Aspekten soll diesen Fragen nachgegangen werden. Zum einen wird die These aufge­stellt, dass das Digitale eine Rückkehr der Domestiken darstellt und darüber eine Re-Feu­dalisierung von Gesellschaft stattfindet. Zum anderen bieten viele der Technologien Mög­lichkeiten der Distinktion sowie der Identitätswerdung, wie sie im Konsumkapitalismus ele­mentar sind. Diese beiden Phänomene werden genutzt um über Machtstrukturen und Herr­schaftsformationen unter den digitalen Bedingungen in einer Gesellschaft der totalen Unter­haltung nachzudenken.

 

Lena Füller, Caroline Ganzert und Marcel Lemmes: Überwachen, verführen, verkaufen – Manipulation als Schlüsselkonzept für Überwachungstheorien

Summary. Many classical as well as modern theories on surveillance connect mecha­nisms of surveillance directly with a transformation of our way of living. The goal of this article is to examine this connection between surveillance and influence in the works of Michel Foucault, Gilles Deleuze, Zygmunt Bauman, and David Lyon. By employing the concise term “Manipulation” in the sense defined by Alexander Fischer, we gain new perspectives on the hierarchy between the watcher and the watched in their theories, and can derive implications on why surveillance technology is increasingly adopted and accepted in our everyday life.

Zusammenfassung. In vielen klassischen wie auch modernen Überwachungstheori­en lässt sich auf den ersten Blick eine Verbindung zwischen Überwachungsmechanis­men und der Veränderung unserer Lebensführung erkennen. Dieser Beitrag untersucht diesen Zusammenhang zwischen Überwachung und Beeinflussung in den Arbeiten von Michel Foucault, Gilles Deleuze, Zygmunt Bauman und David Lyon. Mithilfe des klar umrissenen Manipulationsbegriffs nach Alexander Fischer können hier neue Perspek­tiven auf die Hierarchie zwischen Überwacher und Überwachtem aufgezeigt werden und es ergeben sich Implikationen für Antworten auf die Frage nach dem zunehmen­den Einsatz und der zunehmenden Akzeptanz von Überwachungstechnologien in unse­rem Alltag.

 

Anne Diessner, Lisamarie Haas und Carina Konopka: „Alexa, kann ich dir vertrauen?” Sprachassistenten als Wegbereiter der gläsernen Privatsphäre

Summary. For some years now, language assistants have been making their way into everyday lives of many people. The intelligent personal assistants integrated in smart­phones and special speakers seem to make the life of those who use them easier. At the same time, however, they open up possibilities for interfering with the privacy of users. Companies collect large amounts of sometimes sensitive personal data for impro­ved functionality and marketing. This calls into question the traditional understanding of privacy. This article discusses the technical functioning of language assistants, elabo­rates on the transformation of privacy, and problematizes the new helpers concerning their relationship to the users’ privacy, using Amazon’s Alexa as an example.

Zusammenfassung. Seit einigen Jahren halten Sprachassistenten Einzug in den Alltag zahlreicher Menschen. Die intelligenten persönlichen Assistenten, die in Smartphones und speziellen Lautsprechern integriert sind, scheinen vorrangig das Leben ihrer Nutzer zu erleichtern. Gleichzeitig eröffnen sie jedoch Möglichkeiten des Eingriffs in die Privat­sphäre der Nutzer. Unternehmen sammeln große Mengen teils sensibler persönlicher Daten für eine verbesserte Funktionalität und Marketing. Damit wird das traditionelle Ver­ständnis von Privatheit infrage gestellt. Der vorliegende Artikel erörtert die technische Funktionsweise von Sprachassistenten, arbeitet die Transformation der Privatsphäre her­aus und problematisiert die neuen Helfer am Beispiel von Amazons Alexa im Hinblick auf ihr Verhältnis zur Privatsphäre der Nutzer.


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Letzte Änderung: 26.11.2016 10:12:00

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