Thema der Untersuchung ist die Interaktion partizipialer Konstruktion
(dabei vor allem Vorgangspassiv, Zustandspassiv sowie pränominales Partizip
Perfekt/Passiv) mit der semantischen Struktur der Basisverben. Im Hinblick
auf die Grammatiktheorie ergeben sich dabei zwei relevante Gesichtspunkte.
Einerseits wird demonstriert, daß grammatische Prozesse generell Zugang zur
lexikalisch-semantischen Ebene haben: So weist jede der behandelten
Konstruktionen spezifische semantische Restriktionen auf. Andererseits erhellt
die Bezugnahme auf die semantische Struktur die – gerade im Bereich der
infiniten Konstruktionen – problematische Abgrenzung von Syntax und Wortbildung.
Unter der Prämisse, daß nur in der Wortbildung eine Veränderung lexikalischer
Bedeutungen erfolgen kann, ergibt sich, daß Vorgangspassiv und pränominales
Partizip als syntaktisch erzeugte Verbalkonstruktionen zu klassifizieren sind,
das Zustandspassiv dagegen die Adjektivierung des Partizips – also einen
Wortbildungsvorgang – involviert. Der Standort "lexikalische Semantik"
eröffnet folglich aufschlußreiche Perspektiven in die einzelnen Grammatikmodule
– er ermöglicht es, sowohl ihre Gemeinsamkeiten als auch ihre Verschiedenheiten
aufzuzeigen.
Pressestimmen:
"Daß sie [die Fragen] sich aufdrängen, spricht
vielmehr für die Tiefgründigkeit der Arbeit, die sich sorgfältig und kritisch
mit der Fachliteratur auseinandersetzt und ihre eigenen Ergebnisse immer
operationell und explizit motiviert. Deshalb wird das Buch die weitere
Diskussion maßgeblich beeinflussen, wird auch niemand, der an Fragen der
Verbsemantik und der Partizipien arbeitet, an ihm vorbeigehen
können." Gerhard Helbig, Deutsch als Fremdsprache, 4. Quartal 1999/ Heft
4 - 36. Jahrgang, S.247
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