Jürgen Schröder hat seit 1974 einen Lehrstuhl für Neuere deutsche
Literaturwissenschaft an der Universität Tübingen inne. Gastprofessuren führten
ihn an die Universitäten St. Louis (USA), Amherst (USA), Perth (Australien) und
Seattle (USA). Er hat zahlreiche Publikationen zur deutschsprachigen Literatur
insbesondere des 18. bis 20. Jahrhunderts
verfaßt.
"Geschichtserfahrung im Spiegel der Literatur"
– vielleicht ist dies eine Wendung, die zentrale Interessen zusammenführt und
bündelt, welche Jürgen Schröders wissenschaftliche Beschäftigung mit der
deutschsprachigen Literatur seit Jahrzehnten nachhaltig bestimmen. So stehen
sozialer Ort und geschichtliche Selbstverortung des Individuums im Mittelpunkt
von Schröders thematischen Publikationen: zu den Deutschland-Gedichten, zum
Geschichtsdrama, zum Drama nach 1945, zur ‚Stunde Null‘ in der deutschen
Literatur oder zum Problemfeld Literatur als Widerstand. Das Verhältnis von Werk
und Zeitgeschichte bildet auch einen wichtigen Orientierungspunkt seiner
Auseinandersetzung mit einzelnen Autoren wie Lessing, Goethe, Kleist, Büchner,
Benn, Musil, Horváth, Frisch oder Botho Strauß."Geschichtserfahrung im Spiegel
der Literatur" – diese Wendung erfaßt aber nicht nur den Themenkreis von
Schröders Arbeiten. Fragt man nach seinem Selbstverständnis als
Literaturwissenschaftler, so wird ersichtlich, daß sie vor allem auch die
Geschichtserfahrung des Lesers und Interpreten mitbezeichnet, der sich in der
Literatur, in den Werken und Fragestellungen einzelner Autoren zu spiegeln sucht
und – wie auch immer – gespiegelt findet."Geschichtserfahrung im Spiegel der
Literatur" – um dieses Thema versammeln sich daher die Beiträge der Festschrift,
die zu Ehren Jürgen Schröders, aus Anlaß seines 65. Geburtstages am 3. Mai 2000,
veröffentlicht wurde.
Inhalt der Festschrift:
- Cornelia Blasberg / Franz-Josef Deiters: Statt eines
Vorwortes
-
Hans Peter Herrmann (Freiburg): Subjekt, Nation und Autorschaft.
Zu Ulrich von Huttens Ein Neu Lied (1521)
-
Marion Schmaus (Tübingen): Das Werden im Vergehen. Die
Ästhetisierung der Geschichtsphilosophie bei Herder, Moritz und Hölderlin
-
Jürgen Brummack (Tübingen): "... daß Handeln die Seele der Welt
sei". Über Glück und Moral in Lenz’ Soldaten
-
Franz-Josef Deiters (Tübingen): "Du bist nur Bild". Die
Selbstbegründung des Geschichtsdramas in Goethes Egmont
-
Bernhard Greiner (Tübingen): Tragödie als Negativ des
‚ästhetischen Zustands‘. Schillers Tragödienkonzept jenseits des
‚Pathetischerhabenen‘ in Maria Stuart
-
Gerhard Neumann (München): ‚ANEKDOTON‘. Zur Konstruktion von
Kleists historischer Novelle
-
Klaus Schuhmacher (Dresden): Vernichtungsphantasien. Hebbels
Orient in der Nachbarschaft von Delacroix und Flaubert
-
Monika Wenzel (Tübingen): Kein ‚Winkel‘ in der Geschichte. Die
trügerische Idylle in Theodor Storms Erzählung Waldwinkel
-
Klaus Müller-Richter (Tübingen): Felix Saltens / Dr. Emil Mayers
Ethnographie des Wurstelpraters. Zur kolonialistischen Strategie
eines Intermediums
-
Egon Schwarz (St. Louis): Szenentechnik und Weltanschauung bei
Ferdinand Bruckner
-
Lutz Winckler (Poitiers): "Stimme ihres stumm gewordenen Volkes".
Zum Deutschland-Diskurs des literarischen Exils
-
Regina Weber (Stuttgart): Richard Alewyns Projekt einer
europäischen Barockforschung
-
Klaus-Detlef Müller (Tübingen): Überlebensgroß – überlebensklein.
Zur Darstellung der ‚Großen‘ der Geschichte im Werk Bertolt Brechts
-
Herrad Heselhaus (Tübingen): "Hi‘ ba’ah el col echad hakore‘ lah".
Jehuda Amichai – Arnold Zweig – Jacob Israel de Haan. Intertextualität um
Jerusalem
-
Helmuth Kiesel / Birgit Pape (Heidelberg): Zur Schröder-Hymne ein
Kaninchenfell! Die Hymnen-Debatte von 1950–1952 unter besonderer
Berücksichtigung von Gottfried Benns Anmerkungen zu Rudolf Alexander
Schröders. Entwurf für eine neue deutsche Nationalhymne
-
Manfred Karnick (Göttingen): Der Ritt über den Bodensee und die
Ästhetische Montage. Max Ernst, Eugène Ionesco, Peter Handke
-
Hans Richter (Jena): Franz Fühmann und sein Simplicius
Simplicissimus
-
Bertram Salzmann (Tübingen): Dichter futsch? Friedrich Dürrenmatts
Roman Der Verdacht als Probe auf das Prinzip globaler
Verantwortung
-
Jürgen Wertheimer (Tübingen): "Zerbrochene Gottesvorstellungen".
Bildnisverbot und Bildersturm in Ingeborg Bachmanns Das Buch
Franza
-
Christine Renz (Tübingen): Geschichte(n) erzählen im Zeichen von
Schnecke und Zweifel. Überlegungen zu Günter Grass’ Aus dem Tagebuch einer
Schnecke
-
Cornelia Blasberg (Tübingen): "Wie Erinnerung wirklich arbeitet".
George Taboris Holocaust-Dramatik
-
Susanne Komfort-Hein (Tübingen): "Der Text bricht ab, und ruhig
rotten die Antworten fort". Enzensbergers Mausoleum der
Geschichte
-
Manfred Durzak (Paderborn): Apokalyptische Szenarien und Motive in
der deutschen Gegenwartsliteratur. Am Beispiel von Günter Grass’ Die
Rättin und Christa Wolfs Störfall
Schriftenverzeichnis
von Jürgen Schröder
Die (nur in den ersten ausgelieferten Festschriften) fehlerhaften Seiten
59-62 des Aufsatzes von Jürgen Brummack
(Tübingen): "... daß Handeln die Seele der Welt sei". Über Glück und Moral
in Lenz’ Soldaten können hier als PDF-Datei
heruntergeladen werden. (Bei Problemen schicken Sie bitte eine E-mail an:
narr@stauffenburg.de)
In der Reihe Stauffenburg
Colloquium sind von Jürgen Schröder
erschienen:
Gottfried Benn und
die Deutschen - Studien zu Werk, Person und Zeitgeschichte
Geschichtsdramen - Die
"deutsche Misere" - von Goethes Götz bis Heiner Müllers
Germania?
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