Inhalt:
Dossier
François Beilecke / Hans Manfred Bock (éd.): Demokratie, Menschenrechte,
Völkerverständigung - Die Ligue des Droits de l’Homme und die
deutsch-französischen Beziehungen von der Jahrhundertwende bis zum Zweiten
Weltkrieg
François Beilecke: Die Ligue des Droits de l’Homme als Prototyp
moderner Menschenrechtsbewegungen - zur Aktualität und Forschungslage
Emmanuel Naquet: Die Ligue des Droits de l’Homme. De la défense de l’individu
à la défense des peuples? (Resümee)
Françoise Basch: Victor Basch et l’Allemagne: dialogue et dissonance (Resümee)
François Beilecke: Der Deutschlanddiskurs in den Cahiers des Droits de
l’Homme 1920 bis 1930: Begründungsstrategien der Ligue des Droits de
l’Homme für eine französische Annäherung (Résumé)
Hans Manfred Bock: Heimatlose Republikaner in der Weimarer Republik. Die
Deutsche Liga für Menschenrechte (vormals Bund Neues Vaterland) in den
deutsch-französischen Beziehungen
Discussion
Achim Schröder: Politische Karikatur als Medium der politischen
Öffentlichkeit: Neuere deutschsprachige Literatur zur politischen Karikatur
Frankreichs
Dorothea Führe: Frankreich als alliierte Besatzungsmacht in Deutschland: neue
Forschungen, alte Stereotypen - Eine Schulbuchanalyse
Actuelles
Sabine von Oppeln: Deutsch-Französische Zusammenarbeit
in Europa - das Ende einer privilegierten Beziehung?
In memoriam
Erika Tunner: Jacques Droz
(1909-1998)
Resümee: EMMANUEL NAQUET,
VON DER VERTEIDIGUNG DES EINZELNEN ZUR VERTEIDIGUNG DER VÖLKER, legt dar, wie
die Ligue des Droits de l'Homme (LDH
= die Liga für Menschenrechte), die
auf dem Höhepunkt der Dreyfus-Affäre gegründet wurde, rasch von der
Verteidigerin eines Einzelnen, der zu unrecht verurteilt wurde, zur Vertreterin
eines ganzen Wertesystems über den Einzelfall hinaus geworden ist: des Rechts,
der Wahrheit und der Gerechtigkeit. Als Institution verankert die LDH von Anfang
an ihre Aktivitäten in einer universalistischen, nationale Interessen
überschreitenden Menschenrechtsethik. Ihr Streben nach einer
Internationalisierung des Freiheitsrechts konkretisiert sich allerdings vor
allem als ein Streben nach Rechtlichkeit in den internationalen Beziehungen.
Ihre Friedensbemühungen sind wesentlich juristischer Natur, die auf vertragliche
Regelungen und Demokratisierung der diplomatischen und zwischenstaatlichen
Beziehungen abzielt. Man kann darin unschwer grundlegendes kantianisches Denken
erkennen, das auf universelle Rechtsprechung in einer vom Recht befriedeten und
mit Vernunft begabten Welt drängt. Während sich die LDH beim Aufkommen der
nationalistischen Strömungen zu Beginn des Jahrhunderts 1914 mehrheitlich auf
pazifistischen Patriotismus einläßt, kämpft eine pazifistische Minderheit der
LHD für einen sofortigen Frieden. Doch nachdem sich die LDH während des Krieges
für den Schutz der individuellen und allgemeinen Freiheiten engagiert und das
Recht der Völker auf Selbstbestimmung eingefordert hatte, wird sie durch den
Frieden von Versailles und die Bedingungen des Völkerbundes enttäuscht, die das
universelle Recht zugunsten einer Kriegskultur zur idealistischen
Wirkungslosigkeit verdammen. Man muß paradoxerweise bis zu den 30er Jahren und
vor allem bis zur Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg warten, damit die Rechte als
universelle verkündet werden, die aber immer noch dem Recht für das Individuum
den Vorrang einräumen.
Resümee: Françoise Basch,
Victor Basch und Deutschland: Dialog und Mißklang schildert den
philosophischen, politischen und beruflichen Werdegang von Victor Basch unter
dem Blickwinkel seiner Beziehung zu Deutschland. Im Leben des Lehrers und
Philosophen Basch spielte Deutschland eine Schlüsselrolle. Er unterhielt mit
diesem Land einen ununterbrochenen, intensiven Dialog. Über das Studium der
Philosophie sowie der deutschen Sprache und Literatur kam Basch zu einer
Konzentration, Ideengeschichte und Literaturwissenschaft, die er an den
Universitäten von Nancy, Rennes und Paris studierte und unterrichtete. Bei
der Darstellung seines Werdegangs wird insbesondere auf drei Stationen
eingegangen: Während des Ersten Weltkriegs schlägt sich Victor Basch im ganzen
auf die Seite der „Union sacrée“ und vertritt einen sogenannten „defensiven“
Patriotismus. Zugleich hält er aber beständig nach pazifistischen Signalen aus
deutscher Seite Ausschau. Nach Kriegsende kämpft er dann gegen die harschesten
Paragraphen des Versailler Abkommens im Bemühen, Deutschland vor dem Abrutschen
in einen katastrophalen Zustand zu bewahren, der negative Auswirkungen auf ganz
Europa haben würde. „L’amant de la paix“ predigt unablässig die
deutsch-französische Annäherung und bietet Nationalisten wie Rechtsextremen aus
beiden Ländern die Stirn. Ab 1930 schließlich widmet er sich der Entlarvung des
Naziregimes. SIPO, SD und Miliz ermorden den Achtzigjährigen und seine Frau am
10. Januar 1942.
Résumé:
FRANCOIS BEILECKE, LE DISCOURS SUR L’ALLEMAGNE
DANS LES CAHIERS DES DROITS DE
L’HOMME DE 1920 A 1930 se propose d’éclairer, à l’aide d’une recherche basée
sur l’analyse du discours, la manière dont a été traité l’ensemble des thèmes
concernant l’Allemagne dans les Cahiers
des Droits de l’Homme des années 20. Il en ressort que pour des
représentants directeurs de la Ligue des
Droits de l’Homme – parmi eux Victor Basch, Théodore Ruyssen, Henri Guernut,
Emile Kahn –, il existait une bonne Allemagne, ralliée à un pacifisme
démocratique, et une mauvaise Allemagne adhérant à un militarisme impérialiste.
L’analyse met en lumière que la LDH s’est prononcée très tôt en faveur d’un
rapprochement franco-allemand et qu’en s’appuyant sur le concept des „Deux
Allemagnes“, elle a exercé une influence massive sur le processus de formation
de l’opinion au sein du milieu républicain de gauche, dans le but de faire
apparaître praticable et souhaitable une entente avec l’Allemagne démocratique.
La LDH se révèle ainsi au niveau discursif comme un acteur important dans la
genèse de l’“Esprit de Locarno“.
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