Kaum ein anderes Jahrhundert ist stärker von Endzeitstimmungen geprägt
worden als das vergangene – das Fin de siècle wurde immer wieder konstatiert, im
Expressionismus, zwischen den beiden Weltkriegen und in den fünfziger Jahren:
Keine andere Epoche hat öfter Zeitenwenden zu sehen geglaubt. Die Schriftsteller
haben sie besonders sorgsam registriert. Hermann Broch, Elias Canetti, Botho
Strauß, C. G. Jung, Thomas Mann: Sie alle haben Endzeitstimmungen konstatiert,
und Untergangsgefühle haben sich sogar in der Beschreibung von Festen um 1900
niedergeschlagen. Apokalyptische Töne auch in der jüngsten österreichischen
Literatur – aber es gibt zugleich ein Vergnügen an apokalyptischen Phantasien.
Am „Kap der guten Hoffnungslosigkeit“ (Günter Kunert) läßt sich am Ende ganz gut
leben – und dichten. Davon handeln zwölf Beiträge von
Literaturwissenschaftlern aus fünf Ländern; das Resultat eines Internationalen
Kolloquiums in Johannesburg.
Inhalt:
-
Thomas Anz, Menschheitsdämmerungen. Über das
angeblich zu jeder Jahrhundertwende wiederkehrende Vergnügen an
apokalyptischen Gegenständen
-
Wendelin Schmidt-Dengler, Traurige Dionysien. Feste
in der Literatur der Jahrhundertwende
-
Wolfgang Nehring, Spätzeitgefühl und Modernität bei
den Dichtern des Jungen Wien
-
Hans-Jörg Knobloch, Menschheitsdämmerung c.t.:
Endzeitvisionen nach der letzten Jahrhundertwende
-
Manfred Misch, “Kritzeleien an den Wänden eines
neuen Pompeji” oder die Vorführung der Hölle. Endzeitliches in den Dramen der
Zwischenkriegszeit
-
Helmut Koopmann, Endzeiterwartungen in der deutschen
Literatur längst vor der Endzeit
-
Paul Michael Lützeler, Endzeit und religiöses Chaos.
Brochs Esch oder die Anarchie und Grünewalds Kreuzigung
-
William Collins Donahue, The End of History:
“Eschatology” in Elias Canetti’s Masse und Macht
-
Christine Maillard, “Aion”. Zur Vorstellung einer
“nachchristlichen Zeit” im Spätwerk C. G. Jungs
-
Theo Elm, Gegenwartslyrik und
Endzeitdiskurs
-
Kurt Bartsch, Das Jüngste Gericht des Michelangelo
Spatz. Zu Michael Scharangs schelmisch-ironischem Endzeitroman
-
Joachim Garbe, Zeremonien des Abschieds – Botho
Strauß: Die Fehler des Kopisten.
|