Gerhard Fischer / David Roberts (Hrsg.)
Schreiben nach der Wende
Ein Jahrzehnt deutscher Literatur 1989–1999

Band 14, 2001, XVI, 332 Seiten
EUR 50,50
ISBN 3-86057-214-8
Reihe: Studien zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur
Studies in Contemporary German Literature



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Schreiben nach der Wende bietet eine erste kritische und umfassende Übersicht über die deutsche Literatur nach der Epochenzäsur von 1989/90. Die 25 Mitarbeiter des Bandes zeichnen Tendenzen und Entwicklungen auf, analysieren thematische Schwerpunkte und zentrale Fragestellungen und widmen sich in exemplarischen Einzeluntersuchungen den repräsentativen Autoren und Werken, die das Bild der Literatur der 90er Jahre bestimmen. Der thesenhaft-provozierende Titel des Beitrags von Iris Radisch (“Es gibt zwei deutsche Gegenwartsliteraturen in Ost und West!”), der den Band eröffnet, spiegelt auch dessen inhaltliche Gliederung. Im ersten Teil geht es um die Leitthemen “Epochendiskurse und Geschichtsfiktionen”, wobei zumeist die Perspektivik von Autoren westlicher Provenienz im Mittelpunkt steht. Während die ersten Essays übergreifende Fragestellungen wie die Konstruktion von Generations- und Epochenbegriffen oder das Problem der “Nationalliteratur” bzw. der Literatur in der Mediengesellschaft untersuchen, befassen sich die folgenden Beiträge des ersten Teils mit Einzelinterpretationen zu Fragen der fiktionalen Verarbeitung von Geschichte und Zeitgeschichte. Im zweiten Teil des Bandes (“Mythos und Lebensgefühl”) rücken vor allem ostdeutsche Autoren und Autorinnen in den Mittelpunkt der Untersuchungen. Thematisiert werden u.a. das Problem der “Re-Mythisierung” in Literatur- und Geschichtsdiskurs, die Funktion biographisch-dokumentarischen Schreibens von Ost-Autorinnen nach der Wende, literarische Kindheits- und Heimatkonstruktionen im Kontext der Aufarbeitung der Geschichte der DDR, die Darstellung von Ost-West-Begegnungen oder das Problem einer neuen “Hauptstadtliteratur”. Die thematisch übergreifenden Beiträge des zweiten Teils werden ergänzt durch Einzelanalysen, in denen es vor allem um die Darstellung eines widersprüchlichen, neuen “Lebensgefühls” in den Werken jüngerer Autoren geht.

Aus dem Inhalt:

G. Fischer,
Vorwort; D. Roberts, Einleitung; I. Radisch, Prolog: Es gibt zwei deutsche Gegenwartsliteraturen in Ost und West!

Teil I: Epochendiskurse und Geschichtsfiktionen
EPOCHENDISKURSE: R. G. Renner, Konstanz und Variation deutscher intellektueller Diskurse; T. Anz, Epochenumbruch und Generationenwechsel? Zur Konjunktur von Generationenkonstrukten seit 1989; H. Peitsch, Zur Rolle des Konzepts ‘Engagement’ in der Literatur der 90er Jahre: “ein gemeindeutscher Ekel gegenüber der ‘engagierten Literataur’”?; S. Brockmann, Die Nation orten, die Literatur orten; L. Koepnick, Reden über Deutschland: literarische Kultur in der Mediengesellschaft;  FIKTIONEN DER DEUTSCHEN GESCHICHTE: K. R. Scherpe, Geschichten im Posthistoire: Christoph Ransmayrs Nachkriegsroman der Zweiten Generation; H.-J. Knobloch, Eine ungewöhnliche Variante in der Täter-Opfer-Literatur: Bernhard Schlinks Roman Der Vorleser; J. Drews, Stimmen aus der Vergangenheit. Walter Kempowskis und Paul Wührs Gesprächs mit Alltagsdokumenten und mit deutschen Dichtern der Vergangenheit. Zwei Arten, Erinnerung zu stiften; H.-P. Preußer, Epochenromane in der Postmoderne: Hanns-Josef Ortheils Bilder der alten und der zu Ende gegangenen Bundesrepublik, oder: Schwerenöter versus Abschied von den Kriegsteilnehmern; D. Roberts, System und Simulation. Wolfgang Hilbigs Endspiel von Geist und Macht in der DDR; G. Fischer, Der Literat als Historiker: Zur Darstellung der Zeitgeschichte nach 1998 bei Günter Grass und Friedrich Christian Delius; R.-H. Kim, “Ich beherrsche das Imperfekt nicht.” Botho Strauß und das Unbehagen im Umgang mit der Vergangenheit.

Teil II: Mythos und Lebensgefühl
ZUR WIEDERKEHR DER MYTHEN IN GESCHICHTE UND LITERATUR: I. Stephan, Die Bösen Mütter: Medea-Mythen und nationale Diskurse in Texten von Elisabeth Langgässer und Christa Wolf; A. Lewis, Die imaginäre Gemeinschaft deutscher Nation: Geschichten einer gescheiterten Ost-West-Begegnung in zwei ostdeutschen Romanen; S. Beinssen-Hesse, Christa Wolfs Medea. Stimmen und die Krise des Opferkults; B. Greiner, “Bleib in dem Bild”: Die Verweigerung von Geschichte(n) auf dem Theater. Peter Handke Die Stunde da wir nichts voneinander wußten und Botho Strauß Schlußchor; LEBENSGEFÜHLE IM OSTEN UND WESTEN: K. E. Reimann, Sprachlosigkeit nach der Wende? Dokumentarisches Material von DDR-Autorinnen nach 1989; R. Skare, Auf der Suche nach Heimat? Zur Darstellung von Kindheitsheimaten in Texten jüngerer ostdeutscher Autorinnen und Autoren nach 1990; T. Menke, Lebensgefühl(e) in Ost und West als Roman: Ingo Schulzes Simple Storys und Norbert Niemanns Wie man's nimmt. Mit einem Seitenblick auf Tim Staffels Terrordrom; H. Briel, Humor im angesicht der Absurdität: Gesellschaftskritik in Thomas Brussigs Helden wie wir und Ingo Schulzes Simple Storys; S. Ledanff, “Metropolisierung” der deutschen Literatur? Welche Möglichkeiten eröffnen das vereinigte Berlin und die neue Berliner Urbanität?; C. Weller, Peter Schneiders Berlin-Trilogie: (Zwillings-)Paare und Trennungen, oder: Die amoklaufende Metapher; J. Ryan, Das Motiv der Schädelnähte bei Durs Grünbein.

Epilog

M. Silberman,
European Cinema in the 90s: Whither Germany?


Pressestimmen / Book reviews:
"Der Titel des Sammelbandes ist treffend gewählt, bezeichnet er doch das facettenreiche Feld des Schreibens nach 1989/90 ohne es einer verengenden These zu unterstellen. [...] Als Dokumentation des >Sydney German Studies Symposium< im Juli 2000 stellt der Sammelbd. innerhalb des immer mal wieder auch von Ressentiment und Polemik durchzogenen Forschungsfeldes zur zeitgenössischen Literaturproduktion einen wohltuend undogmatischen und gleichwohl kritischen Beitrag dar."
Elke Brüns in: Germanistik, Band 43 (2002) Heft 1/2

"Overall, the essays collected here grant significant insights into a number of the most important German literary texts from the 1990s. The majority of the essays deal with longer narratives, with poetry, short stories, documentary texts, theatrical works, and film, discussed in one essay each. [...] this volume will provide students and scholars of post-unification German literature with ample food for thought."
Carol Anne Costabile-Heming, in: Gegenwartsliteratur. Ein germanistisches Jahrbuch/A German Studies Yearbook 3/2004


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Letzte Änderung: 26.11.2016 10:12:00

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