Kriminalromane von Frauen, in denen eine selbstbewusste Protagonistin
ermittelt, erfreuen sich seit mehreren Jahren größter Beliebtheit. Der
ursprünglich in den USA aufgekommene Trend entwickelte sich inzwischen zu einem
internationalen Phänomen. Detektivinnen, Polizistinnen, Gerichtsmedizinerinnen
und andere Ermittlerinnen stehen im Mittelpunkt der Bücher von Erfolgsautorinnen
wie Patricia Cornwell, Minette Walters oder Doris Gercke.
Der vorliegende
Band widmet sich der wachsenden Bedeutung des sogenannten "Frauenkrimis" und
untersucht Aspekte von Populärkultur im Rahmen einer gender-orientierten Kulturwissenschaft.
Im Einleitungsteil geben die Expertinnen Evelyne Keitel und Gabriele Dietze
einen Überblick über die historische Entwicklung des Frauenkrimis und die
Entstehung der weiblichen hard-boiled
Detektivfigur. Für den Interviewteil wurden bekannte Kriminalautorinnen zu
literarischen Vorbildern, Lebensumständen, Kriminetzwerken und aktuellen
Entwicklungen auf dem Büchermarkt befragt. Die Beiträge des dritten Teils
begeben sich sowohl auf die Spur der Autorinnen als auch auf die Spur ihrer
Protagonistinnen, die in vielfältigen Brechungen traditionelle
Geschlechterrollen negieren, parodieren und umschreiben. Durch die Fokussierung
des Bandes auf den anglo-amerikanischen Raum, in dem der Kriminalroman seinen
Ursprung hat, und das deutschsprachige Gebiet, auf dem der Frauenkrimi seit den
späten 1980er Jahren Fuß gefaßt hat, werden zahlreiche Wechselbeziehungen
deutlich.
In
den Beiträgen wird das Phänomen des Frauenkrimis aus der Perspektive
verschiedener literatur- und kulturwissenschaftlicher Fächer behandelt. Es geht
dabei u.a. darum, wie die männlichen Vorbilder Sherlock Holmes, Hercule Poirot
und Co. in den Werken zeitgenössischer Autorinnen umgedeutet werden und um die
Herausbildung des Genres in Deutschland. Es werden Fragen der Ethnizität und der
Geschlechterkonstruktion diskutiert sowie Besonderheiten der Übersetzung
aufgezeigt. In anderen Artikeln geht es um Aspekte der Einbeziehung von
Kriminalromanen in die Unterrichtsgestaltung in Schule und Universität. Ein
weiteres Thema sind Verfilmungen der Frauenkrimis von Bella Block bis Rosa
Roth.
Inhalt:
I.
Überblicke
- Carmen Birkle, Sabina Matter-Seibel, Patricia Plummer: Einleitung: Unter
der Lupe – Neue Entwicklungen in der Krimilandschaft
- Almuth Heuner: Grußwort: Sisters in Crime
– Ein Netzwerk (nicht nur) für Krimiautorinnen
- Evelyne Keitel: Vom Golden Age
zum New Golden Age:
Kriminalromane von Frauen für Frauen
- Gabriele Dietze: Geschlechterkampf im amerikanischen hard-boiled
Kriminalroman
II. INTERVIEWS mit
Kriminalautorinnen
- Doris Gercke
- Sabine Deitmer
- Christine Grän
- Valerie Wilson Wesley
- Barbara Neely
- Patricia M. Carlson
III. SPURENSUCHE
- Carmen Birkle: Von Müttern, Töchtern und
selbstsüchtigen Biestern: Die Kriminalromane der P. M. Carlson
- Monika Müller: Hard-Boiled
Domestic(s)? Die
Kriminalromane von Barbara Neely und Valerie Wilson Wesley
- Sabina Matter-Seibel: Mundtot gemacht? Die
problematische Übersetzung feministischer und ethnischer Krimis aus den USA
- Patricia Plummer: Ironie, Parodie, Zitat: Subversive
Aspekte in Kriminalromanen britischer Autorinnen
- Patricia Plummer: "Grisly Jigsaws": Die
Kriminalromane der Minette Walters
- Sabine Deitmer: Die Entstehung des deutschen
"Frauenkrimis"
- Barbara Sichtermann: Bella Block, Rosa Roth & Co.
Frauenkrimis im Film
- Sabine Wilke: Wilde Weiber und dominante Damen: Der
Frauenkrimi als postfeministischer Verhandlungsort von Weiblichkeitsmythen
- Barbara Hedderich: Novel
Economics:
Leichter Lernen mit Krimis
- Helga Arend: Nette alte Dame mit Leiche im Keller: Zerstörte Klischees in
Ingrid Nolls Kriminalromanen als Unterrichtsthema
Literaturverzeichnis
Register
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