Vorwort 7
Aus dem Inhalt:
Vorwort
Elisabeth Gülich, Einleitung
A. KONTRASTIVER VERGLEICH VON TEXTSORTEN
- Eva Martha Eckkrammer, Textsorten im interlingualen und -medialen
Vergleich: Ausschnitte und Ausblicke (Abstract)
- Martina Drescher, Theoretische und methodische Aspekte eines kontrastiven
Textsortenvergleichs am Beispiel französischer und spanischer Todesanzeigen
(Abstract)
- Dorothee Kaiser, Möglichkeiten und Grenzen kontrastiver
Textsortenforschung am Beispiel wissenschaftlicher Diskurstraditionen in
Venezuela und Deutschland (Abstract)
- Reinhard Meyer-Hermann, Texttypen und Sprachtypologie am Beispiel des
Spanischen und Portugiesischen (Abstract)
- Bernd Spillner, Die Textsorte Restaurantkritik im kontrastiven und
interkulturellen Vergleich (Abstract)
- Teresa Tomaszkiewicz, Théorie des modèles de textes appliquée à la
traductologie: l'exemple du contrat de bail (Abstract)
- Daniela Pirazzini, Ist Persuasion das Ziel der Argumentation? Das abwägende
Verfahren in romanischen Texten (Abstract)
B. ENTWICKLUNG UND HISTORISCHER WANDEL VON TEXTSORTEN
- Heidi Aschenberg, Historische Textsortenlinguistik - Beobachtungen und
Gedanken (Abstract)
- Barbara Frank-Job, Textkategorisierung in der frühen Romania (Abstract)
- Susanne Greilich, Textsorten und Erzählformen in französischsprachigen
"Volksalmanachen" des 18. und 19. Jahrhunderts (Abstract)
- Bärbel Techtmeier, Textsorten im Wandel - die rumänische Presse der
neunziger Jahre (Abstract)
- Ulrich Dausendschön-Gay/Ulrich Krafft, Handlungszusammenhang -
Schreibaufgabe - Textsortenvorstellung - Schreiben (Abstract)
C. PODIUMSDISKUSSION ZU „TEXTSORTEN IM KREUZFEUER. THEORETISCHE UND
METHODISCHE ANFORDERUNGEN AN EINE TYPISIERENDE UND VER-GLEICHENDE BESCHREIBUNG
VON TEXTEN": STATEMENTS
- Elisabeth Gülich, Einleitung
- Kirsten Adamzik, Kontrastive Textologie
- Arnulf Deppermann, Textsortenklassifikation aus kognitiver Sicht
- Hubert Knoblauch, Kommunikative Gattungen
- Doris Tophinke, Texttypologien aus diachroner Sicht
- Gerd Wotjak, Textsorten und Sprachvergleich
Register
Heidi Aschenberg: Historische
Textsortenlinguistik - Beobachtungen und Gedanken.
Ausgehend von einschlägigen theoretischen Positionen zur
Textsortenlinguistik entwickelt der Aufsatz ein Vierfelderschema, das zunächst
die grundlegenden methodischen und thematischen Optionen einer jeden Analyse von
historischen Textsorten aufzeigt: 1. synchrone Untersuchung und 2. diachrone
Untersuchung von Textsorten jeweils innerhalb einer Einzelsprache oder einer
Sprachgemeinschaft; 3. synchrone, komparative Analyse und 4. diachrone,
komparative Analyse von Textsorten in verschiedenen Sprachen und Kulturen. Ergänzend
zu den grundlegenden Optionen treten in den empirischen Arbeiten weitere
Optionen hinzu wie Einbeziehung der medialen und varietätenlinguistischen
Voraussetzungen von Textsorten; sozialgeschichtliche und sozialpragmatische
Untersuchungen; Einfluss der Übersetzertätigkeit auf Ausbildung und Wandel von
Textsorten. Das Vierfelderschema wird illustriert durch ausgewählte
romanistische Fallstudien, die in den vergangenen Jahren publiziert worden sind.
Historical Text Typology - Observations and Reflections
Based on relevant theoretical positions concerning text typology this essay
develops a diagram demonstrating the basic methodological and thematic options
of any historical text type analysis: 1) synchronic and 2) diachronic analysis
of text types in a single language or a single language community; 3) synchronic,
comparative analysis and 4) diachronic, comparative analysis of text types in
different languages and cultures. In addition to these basic options the
empirical works demonstrate further options like consideration of the external
conditions of communication, linguistic variation, socio-historical and
socio-pragmatic factors, the influence of translation upon the development of
text types. The different topics are illustrated by selected romance-language
case studies published in the past years.
Ulrich Dausendschön-Gay/Ulrich Krafft:
Handlungszusammenhang - Schreibaufgabe - Textsortenvorstellung - Schreiben.
Textsorten sind in der Diskursgemeinschaft konventionalisierte Lösungen für
bestimmte Schreibaufgaben. Der Artikel versucht, an drei sehr unterschiedlichen
Beispielen konversationeller Schreibinteraktionen zu zeigen, unter welchen
Bedingungen Schreiber auf Textsorten zurückgreifen können. Textsorten vom Typ
„Kochrezept" bieten kontextunabhängige Schreibregeln, die so präzise
und verpflichtend sind, dass sie als Anleitung zur Herstellung eines Formulars
beschrieben werden können. Textsorten vom Typ „offizieller Brief" (hier:
in Frankreich) enthalten kontextsensitive Regeln, die den Brief an die
Schreibsituation rückbinden. Schließlich gibt es problematische Situationen,
die von der Diskursgemeinschaft nicht vorhergesehen werden und für die daher
keine konventionalisierte Lösung angeboten wird. In diesen Situationen muss der
Schreiber eine Schreibaufgabe erst erfinden. Ob für diese Schreibaufgabe
Textsorten als Lösungshilfe bereitstehen, kann man nicht vorhersehen.
Activity scenario - Writing task - Presentation of text types - Writing
In the discourse community, text types are conventionalized solutions for
certain writing tasks. The article attempts to show, through three very
disparate examples of conversational interaction on the subject of writing, in
what conditions writers can fall back on text types. Text types such as „food
recipes" present non-context-sensitive writing rules which are so precise
and obligating that they can be described as instructions for the compilation of
a form to be filled in. Text types such as „official letters" (here: in
France) contain context-sensitive rules which bind the letter to the writing
scenario. Lastly there are problematic situations which have not been foreseen
by the discourse community and for which, therefore, no conventionalized
solution is offered. Whether text types are available as aids to the solution of
such a writing task cannot be foreseen.
Martina Drescher: Theoretische und
methodische Aspekte einer kontrastiven Textsortenbeschreibung am Beispiel französischer
und spanischer Todesanzeigen.
Der Beitrag diskutiert am Beispiel französischer und spanischer Todesanzeigen
die theoretischen und methodischen Implikationen des kontrastiven
Textsortenbeschreibungen zugrundeliegenden Äquivalenzpostulats. Plädiert wird
für eine genauere Analyse textsortenspezifischer Strukturierungs- und
Formulierungsmuster, da erst deren Kenntnis zu einer differenzierteren Sicht
vermeintlich identischer, aber kulturell unterschiedlich verankerter Textsorten
führt.
Theoretical and methodological aspects of a contrastive analysis of text types.
The case of French and Spanish obituaries
Based on French and Spanish obituaries, this paper discusses the theoretical and
methodological implications of the equivalence postulate underlying a
contrastive analysis of text types. It argues for a detailed description of
structural and formulaic patterns specific to certain text types. This seems to
be a condition for a fuller understanding of apparently identical text types in
different cultures and/or speech communities.
Eva-Martha Eckrammer: Textsorten im
interlingualen und -medialen Vergleich: Ausschnitte und Ausblicke
Ausgehend von Überlegungen zur Entstehung und Entwicklung einer
kon-trastiven Textologie behandelt der Beitrag ausgewählte Ergebnisse eines
Forschungsprojekts, das von 1994 bis 1999 an der Universität Salzburg durchgeführt
wurde. Traditionelle methodische Ansätze und Problemstellungen kontrastiver
Textanalysen werden dabei ebenso kritisch unter die Lupe genommen wie die Möglichkeiten
einer intermedialen Ausweitung des Forschungsinteresses. Konkret werden
Ergebnisse aus Untersuchungen zu den Textsorten Todesanzeige, Packungsbeilage
von Medikamenten, Kochrezept und Kontaktanzeige exemplarisch herausgegriffen und
referiert. Abschließend diskutiert der Beitrag mögliche (Neu-) Orientierungen
und Desiderata der Forschungsrichtung.
Text types compared across languages and media: examples and perspectives
The paper departs from an overview on the genesis and development of contrastive
textology which serves as a base to address selected results of a scientific
project carried out at the University of Salzburg between 1994 and 1999. It
critically deals with methodical approaches and problematic issues in
contrastive text analysis as well as possibilities of extending the research
interest to the exploration of the impact of media. The selected results
discussed as examples involve studies on the following genres: obituary, packing
supplement, cooking recipe and contact ad. At last it examines possible (re-)
orientations and future developments that might enable the field to progress.
Barbara Frank-Job: Textkategorisierung in der
frühen Romania
Thema dieses Beitrags ist die Entstehung und Ausdifferenzierung
schriftlicher volkssprachlicher Texttypen in der mittelalterlichen Romania.
Texttypen werden betrachtet als metahistorisch anwendbare Kategorien, die sowohl
dem heutigen Beobachter als auch dem historischen Akteur zur kommunikativen
Orientierung dienen. Das Auftreten und die schrittweise Habitualisierung
schriftlicher volkssprachlicher Texte im Mittelalter erfordert von den
historischen Akteuren die Ausbildung neuer, kollektiv gültiger Konzepte und
Kategorien für diese Texte. Dieser Prozess der Konzeptualisierung und
Kategorisierung wird analysierbar dank zahlreicher metakommunikativer Äußerungen,
mit denen die historischen Akteure ihre Kategorisierungen kommentiert haben. Wie
Beispiele aus verschiedenen Gebieten der mittelalterlichen Romania belegen,
waren bei diesem Prozess beide Bereiche mittelalterlicher Kultur maßgebend: die
orale volkssprachliche Tradition und die schriftkulturelle lateinische
Tradition. Der „longue-durée"-Prozess der Ausbildung schriftlicher
Texttypen in den verschiedenen romanischen Idiomen kann nun betrachtet werden
als langsame Entwicklung von ursprünglich an Konzepten der oralen Tradition
orientierten Kategorisierungspraktiken hin zu Konzeptualisierungen und
Kategorisierungen, die zutiefst schriftkulturell bestimmt sind.
Categorization of texts in the early Romania
The subject of this report is the development and early differentiation of text
types in the Romance languages during the middle ages. Text types are considered
as metahistorically applicable categories which guide the communicative
orientation of both historical members and modern scholars. The emergence and
routinization of written vernacular texts in the middle ages required the
development of new forms of collectively shared concepts and categories for
these texts. This process can be described by means of the metacommunicative
comments that the historical members made on their categorization activities. As
can be shown in examples out of different romance languages, these
categorization activities are strongly influenced by the coexisting domains of
early medieval culture, the oral vernacular tradition and the scriptural Latin
tradition. Both of them show their typical ways of text conceptualisation and
text categorization. The „longue-durée"-process of developing written
text traditions in romance vernaculars can be considered as a long-term shift
from basically „oral" text categorization to categorization influenced by
„scriptural" attitudes to the written text.
Susanne Greilich: Textsorten und Erzählformen
in französischsprachigen „Volksalmanachen" des 18. und 19. Jahrhunderts.
Der Beitrag widmet sich der Struktur und dem Wandel eines der bedeutendsten
populären Druckmedien der Frühmoderne, dem Volksalmanach des Typs Hinkender
Bote/Messager boiteux. Während die lange Zeit als „Trivialliteratur"
geschmähten Volksalmanache seit den 1970er Jahren von Seiten der Volkskunde und
der Geschichtswissenschaft Aufmerksamkeit erfuhren, haben die Literatur- und
auch die Sprachwissenschaft ihnen bisher wenig Beachtung geschenkt. Ein Blick
auf die Textsorten des Messager boiteux vermag aber nicht nur ein
differenzierteres Bild vom Inhalt des Volksalmanachs im Verlaufe des 18. und 19.
Jahrhunderts zu geben, sondern auch die unterschiedlichen Funktionen zu
beleuchten, die er in der Frühmoderne für seine Leserschaft übernommen hat:
die der Information, der Unterhaltung und der moralischen Belehrung.
Text types and narrative forms in French popular almanacs of the 18th and 19th
century
This contribution focuses on the structure and the development of one of the
most popular print media of the Eighteenth and Nineteenth century: the almanac
of the type Messager boiteux/Hinkender Bote. While historians have drawn their
attention to popular press since the 1970s, German and French philology have
neglected the popular almanac. The analysis of the different genres published in
these media, however, does not only enable us to draw a more detailed picture of
the contents of the popular almanac, but also shows which functions it fulfilled
for its readers: information, entertainment, and moral instruction.
Dorothee Kaiser: Möglichkeiten und Grenzen kontrastiver Textsortenforschung
am Beispiel wissenschaftlicher Diskurstraditionen in Venezuela und Deutschland.
In diesem Beitrag werden einige grundsätzliche und methodische Fragen der
kontrastiven Textsortenlinguistik aufgeworfen und am Beispiel wissenschaftlicher
Diskurstraditionen aus Venezuela und Deutschland erörtert. Der Vergleich
normativer Schreibanleitungen und die Ergebnisse einer Umfrage zeigen, dass das
Textsortenspektrum in der Sprach- und Literaturwissenschaft die jeweiligen
Hochschultraditionen widerspiegelt und nicht nur kulturelle, sondern auch
fachspezifische Unterschiede aufweist. Die Ergebnisse der kontrastiven
Textanalyse studentischer Texte aus Venezuela und Deutschland zeigen darüber
hinaus, dass die kulturelle Geprägtheit vor allem im Gliederungsverfahren, im
Umgang mit den Quellen und in der Darstellungshaltung des Autors aufgezeigt
werden kann.
Possibilities and limitations of contrastive text analysis, with reference to
Venezuelan and German academic texts
In this article, theoretical and methodological questions in contrastive text
linguistics are discussed and exemplified with reference to academic writing
traditions in Venezuela and Germany. Text books, style sheets, and other types
of prescriptive texts are compared. The analysis of these texts is complemented
with an inquiry into academic writing styles in Venezuelan and German
universities. In the light of this pragmatic and sociocultural context, the
contrastive analysis of the texts of Venezuelan and German university students
shows that they reflect cultural characteristics of Venezuelan and German
academic traditions very clearly. The differences are particulary noticeable in
text structure, the use of citation and references, and the voice of the author
in the text.
Reinhard Meyer-Hermann: Texttypen und
Sprachtypologie (am Beispiel des Spanischen und Portugiesischen).
Seit Greenberg 1966 werden die romanischen Sprachen hinsichtlich ihrer
Basis-Konstituenten-Abfolge typologisch als SVO-Sprachen charakterisiert: „It
is often assumed that this is the unmarked (typical) order in declarative
sentences and in most cases of embedded clauses" (Arnaiz 1998: 49).
Andererseits betonen Bernárdez/Tejada (1995: 228): „the dominant order may
thus be different according to the text type a particular text belongs to".
In diesem Beitrag wird zum einen dafür argumentiert, dass Sprachen hinsichtlich
ihrer Konstituenten-Abfolge nicht durch eine einzige Abfolge-Formel (z.B. SVO),
sondern durch ein geordnetes Set präferierter Abfolge-Typen zu kennzeichnen
sind. Zum anderen wird auf anhand der Analyse spanischer und portugiesischer
Texte gezeigt, dass die texttypspezifische Distribution von
Konstituenten-Abfolge-Typen eine Basis für die typologische Klassifikation sein
muss.
Text types and language typology (with examples from Spanish and Portugese)
Since Greenberg 1966 the Romance languages have usually been characterized with
respect to their constituent order as belonging to the SVO-type: „It is often
assumed that this is the unmarked (typical) order in declarative sentences and
in most cases of embedded clauses" (Arnaiz 1998: 49). On the other hand,
Bernárdez/Tejada (1995: 228) show that „the dominant order may thus be
different according to the text type a particular text belongs to". In this
contribution, I will argue that, on the one hand, languages cannot be
characterized as to their constituent order by a single
constituent-order-formula (e.g. SVO). My position is that languages must be
described by an ordered set of types of constituent orders. On the other hand,
it will be shown on the basis of Spanish and Portuguese corpora that
text-typical distribution of constituent order types should be the point of
departure for the word order-based typological classification of languages.
Daniela Pirazzini: Ist Persuasion das
Ziel der Argumentation? Das abwägende Verfahren in romanischen Texten
In der Argumentationstheorie ist die Persuasion immer verbunden mit dem
Urteil des Argumentierenden. Doch zeigt die rhetorische Figur der Dubitatio,
dass eine Argumentation auch vorgetragen werden kann, wenn keine endgültige
Entscheidung getroffen wird. In der Praxis wird diese rhetorische Figur in
vielen Presse-Kommentaren des Spanischen und Italienischen benutzt. Der Beitrag
zeigt, dass die Textualisierung des Abwägungsprozesses auf einer festen,
rekurrenten Struktur beruht.
Is persuasion the aim of argumentation? The pondering technique in Romance texts
In argumentation theory persuasion is always linked with the perspective of its
authors. Yet the rhetorical figure of the dubitatio demonstrates that an
argumentation can be uttered without the author's perspective. In practice it is
used as a rhetorical figure in many commentaries in the Italian and the Spanish
language. It has herein been proved that the textualisation of the pondering
technique is based upon a fixed and recurring structure.
Bernd Spillner: Die Textsorte Restaurantkritik im
kontrastiven und interkulturellen Vergleich
Der Beitrag skizziert zunächst Geschichte und methodische Anforderungen des
interlingualen Textsortenvergleiches innerhalb einer kontrastiven Textologie.
Dabei werden besonders das „tertium comparationis" und die
Vergleichbarkeit von Textsortencorpora herausgearbeitet. Am Beispiel der
Kontrastierung von deutschen und französischen Restaurantkritiken werden
sprachliche und kulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede beschrieben.
Ermittelte Kontraste betreffen Lexik, Syntax, Stil, aber auch kulturelle
Konventionen.
Contrastive and intercultural comparison of the genre restaurant criticism
The article sketches first of all the history and methodical requirements of the
interlingual comparison of genre within a contrastive textology. In particular,
the „tertium comparationis" and the comparability of text corpora are
worked out. Taking the comparison of German and French restaurant criticism as
an example, linguistic and cultural similarities and differences are described.
Contrasts can be found on the lexical, syntactical, and stylistic level, but
also within cultural conventions.
Bärbel Techtmeier: Textsorten im Wandel - Die
rumänische Presse der neunziger Jahre
Das Wissen der Sprecher um die Spezifik einzelner Textsorten steuert sowohl
die Textproduktion als auch die Textrezeption in erheblichem Maße. Globalere
Textmuster und einzelne Textsortenmerkmale bilden in diesem Prozess Konstanten,
an denen sich Sprecher/Schreiber ebenso orientieren wie Hörer/Leser. Aber auch
diese Konstanten bleiben - über einen längeren Zeitraum betrachtet -
keineswegs immer „konstant": Sprachexterne und -interne Ursachen können
zu erheblichen Veränderungen einer Textsortenlandschaft führen (durch das
Entstehen oder den Verlust von Textsorten, durch unterschiedliche
Relevantsetzungen etc.) bzw. innerhalb von Textsorten zu Veränderungen der
Merkmale, die auf den einzelnen Strukturebenen der jeweiligen Textsorte
zugeschrieben werden. Von besonderer Bedeutung ist dabei das bewusste Vermischen
von Merkmalen unterschiedlicher Textsorten durch die Sprecher. Diese Prozesse
werden am Beispiel rumänischer Pressetexte der neunziger Jahre erläutert.
Changing types of text - the Rumanian press of the nineties
Changing types of text - the Rumanian press of the nineties Discourse production
and reception are considerably determined by the speakers' knowledge of the
special features of text types. In this process, general text patterns and
individual characteristics of text types provide invariants which serve as
orientation for speakers/writers and listeners/readers. Nevertheless, these
invariants do not remain unchanged when viewed over a longer period of time.
Internal and external causes can lead to considerable changes (e.g. through the
appearance or disappearance of text types). They can also alter the individual
characteristics attributed to the various text types at the different structural
levels. As examples from the Rumanian press of the nineties readily prove, the
deliberate merging of text types is particularly interesting.
Teresa Tomaszkiewicz: Die Anwendung
der Textmustertheorie in der Übersetzungswissenschaft (am Beispiel von französischen
und polnischen Mietverträgen).
Die Übersetzungswissenschaft hat verschiedentlich von den Errungenschaften der
Sprachwissenschaft Gebrauch gemacht. In den fünfziger und sechziger Jahren
stand sie unter dem Einfluss der vergleichenden Sprachwissenschaft, indem sie
den Übersetzungsprozess als einen Übergang von Sprache A zu Sprache B
modellierte. Die siebziger Jahre brachten eine wesentliche Veränderung der
Perspektive und eine Modifikation des Operationsschemas der Übersetzung mit
sich, die nun als Übergang von einer Äußerung in der Sprache A zu einer Äußerung
in der Sprache B angesehen wird. Auch die kontrastive Textologie, die sich
vorrangig für hochgradig standardisierte Texttypen mit verfestigter Struktur
interessiert und diese im Sprach- und Kulturvergleich analysiert, hat die Übersetzungswissenschaft
beeinflusst. Der Übersetzer von Gebrauchstexten hat oft mit solchen
formelhaften Texten zu tun, wobei er verfestigte Sprachstrukturen, die für ein
Muster charakteristisch sind durch entsprechende Formen in der Zielsprache
ersetzen muss. Die großen Veränderungen im wirtschaftlich-politischen System
haben seit Anfang der neunziger Jahre zu einer Vervielfältigung der Rechts- und
Handelskontakte zwischen Polen und dem Ausland beigetragen. Dies hat zur Folge,
dass in immer größerem Umfang verschiedene Dokumente und rechtliche Verträge
zu übersetzen sind. Die Praxis zeigt, dass sogar die einfachsten
privatrechtlichen Verträge wie Miet-, Darlehens- oder Kaufvertrag nicht immer
eine identische Form in den verschiedenen, sprachlich-kulturellen Gemeinschaften
haben. Zudem sind die rechtlichen Konsequenzen der Unterzeichnung solcher Verträge
in den einzelnen Rechtssystemen nicht immer gleich. Daraus erwächst für den Übersetzer
die Notwendigkeit, die entsprechenden Textmuster, die konkrete Rechtsakte in
verschiedenen Gesellschaften realisieren, zu beschreiben. Im Mittelpunkt dieses
Beitrags steht die kontrastive Betrachtung des Mietvertrags im Polnischen und im
Französischen Die Mietverträge weisen wesentliche Differenzen, aber auch viele
Ähnlichkeiten auf. Ihre Analyse erlaubt es zugleich, die Grenzen der
Verwendbarkeit der kontrastiven Textologie in der Übersetzungstheorie zu
bestimmen.
Application of text models theory in translation studies: the case of French and
Polish lease contracts
Over the years translation studies have drawn upon the achievements of
linguistics in numerous ways. In the fifties and sixties translation studies
were affected by contrastive linguistics; the translation process was seen as a
transition from the source language into the target language. The seventies
brought a significant change of approach and a modified model of a translation
process. It is perceived as a transition from an utterance in the source
language into an utterance in the target language. The new developmental stage
of translation studies is influenced by contrastive textology, which aims at
describing and comparing stereotypical types of text. Although these
stereotypical texts appear in various cultures and linguistic areas, their form
does not have to be identical. The translator is frequently exposed to such
texts. He has to replace fixed forms typical of a given form model by
appropriate forms in the target language. Substantial changes in the Polish
economic and political system in the nineties have multiplied legal and
commercial contacts between Poles and foreigners. This situation generates a
growing necessity to translate various documents and legal contracts. However,
from the practical point of view, even the simplest civil law contracts, such as
lease contract, loan contract or a contract of sale/purchase do not always have
a similar form in different linguistic and cultural areas. Hence, the legal
consequences of such signed contracts in a given legal system are not always
similar. Since appropriate administrative bodies may not be aware of differences
at such a level it seems crucial to describe text models realized by given legal
acts in various societies, which could definitely facilitate the work of
translators who are not necessarily lawyers at the same time. A contrastive
analysis of a Polish and a French contract of lease explicitly identifies
crucial differences but also numerous similarities, which justifies to talk
about a specific model for such texts. Moreover, the analysis helps to specify
the area of usefulness of contrastive textology in translation theory. These two
areas are undoubtedly connected but one should not equal them in the same way
that one should not equal comparative linguistics and translation studies.
|