Gegen Ende des Hundertjährigen Krieges verliert der
englische Hochadel die französischen Eroberungen des erfolgreichen
Soldatenkönigs Heinrichs V. durch interne Streitigkeiten und Fehden wieder. Die
charismatische Jeanne d’Arc nutzt die Schwächen der englischen Führung
entschlossen aus und befreit ihre Heimat von den Besetzern. Shakespeares
Darstellung der Johanna von Orléans bricht mit überlieferten Traditionen, denn
er schildert die französische Nationalheldin aus englischer Sicht und vor dem
Hintergrund der frankreichfeindlichen Stimmung des 16. Jahrhunderts.
Mit
der bekannten Rosengartenszene nehmen in England die Rosenkriege ihren Anfang.
In deren Verlauf werden jegliche Illusionen über die Uneigennützigkeit und über
edle Ziele der englischen Mächtigen verloren gehen, eine Entwicklung, die sich
im ersten Teil der Trilogie über die Herrschaft Heinrichs VI. andeutet. König
Heinrich VI, Teil I führt den Hintergrund der Rosenkriege aus und ist somit
grundlegend für das Verständnis der gesamten Trilogie.
Zum
Titelbild: König Heinrich VI. auf dem linken Arm des Grafen von Warwick. Die
Zeichnung von ungefähr 1483 gibt die Machtverhältnisse im englischen Königreich
im ersten Teil der Trilogie über Heinrich VI. präzis wieder: Der junge König
trägt zwar die Symbole der Macht – Krone, Szepter und Reichsapfel –, erscheint
aber nur als Marionette Warwicks, der ab 1428 mit der Erziehung und Ausbildung
des Königs betraut war. Heinrich, im Alter von 9 Monaten zum König ausgerufen,
kann die Geschicke seines Reiches nicht selbst lenken und ist auf die Hilfe
seiner Onkel und Großonkel aus dem englischen Hochadel angewiesen. Diese aber
nutzen die Schwäche des Königs zum Ausbau ihrer eigenen Macht, welche sie mit
wenig Rücksicht auf die Interessen der Krone oder des Landes
ausüben.
Zur Bearbeiterin: Jennifer Janet Jermann studierte an der
Universität Basel Englische Philologie sowie Geschichte des Mittelalters und der
Neuzeit. Seit der Promotion arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin und
als Lehrbeauftragte an verschiedenen Universitäten der
Schweiz.
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