Trotz einer anhaltenden wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der
Sprache in den neuen Medien bleibt bis heute ein Sammelband
Trotz einer anhaltenden wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Sprache in den
neuen Medien bleibt bis heute ein Sammelband, der sich explizit und ausschließlich
der E-Mail-Kommunikation aus linguistischer Perspektive widmet, ein Desiderat.
Der vorliegende Band schließt die Lücke, indem er aktuelle Arbeiten um den
gemeinsamen Forschungsgegenstand versammelt. Präsentiert wird einerseits ein
vertiefter Einblick in die linguistische Forschung, andererseits werden Anstöße
zu einer weiterführenden Diskussion dieser neuen Kommunikationsform gegeben.
Nicht zuletzt ist es auch ein Ziel des Bandes, Materialien für den universitären
Unterricht bereitzustellen, um auf diese Weise eine breite Auseinandersetzung im
Sinne einer zu vermittelnden Medienkompetenz zu ermöglichen.
Aus dem Inhalt:
- Christa Dürscheid: E-Mail und SMS - Ein Vergleich (Abstract)
- Ekkehard Felder: "Der Zwang zur Zwanglosigkeit!" - Stilistischer
Spagat zwischen Konventionalität und Originalität in E-Mails (Abstract)
- Peter Handler: E-Mail zwischen Stil und Lifestyle (Abstract)
- Nina Janich: Von Lust und Leid. Metakommunikation in der E-Mail am
Beispiel einer Mittelbau-Initiative (Abstract)
- Jörg Meier: Vom Brief zur E-Mail. Kontinuität und Wandel (Abstract)
- Georg Rehm: Schriftliche Mündlichkeit in der Sprache des World Wide Web (Abstract)
- Eckard Rolf: Illokutionsstrukturen alltäglicher E-Mails (Abstract)
- Ulrich Schmitz: E-Mails kommen in die Jahre. Telefonbriefe auf dem Weg zu
sprachlicher Normalität (Abstract)
- Mariann Skog-Södersved: Kommunikationsform Newsletter. Zum Zusammenspiel
zwischen Sender und Empfänger am Beispiel des FOCUS-Online-Newsletters (Abstract)
- Christiane Thim-Mabrey: Zwischen Netikette und Briefstellern: "Wie
schreibt man E-Mails heute?" (Abstract)
- Ludmila Uhlírová: E-Mail in der Sprachberatungsstelle (Abstract)
- Holger Wölfle: Liebeskommunikation in E-Mails (Abstract)
- Arne Ziegler: E-Mail - Textsorte oder Kommunikationsform? Eine
textlinguistische Annäherung (Abstract)
Christa Dürscheid: E-Mail und SMS - Ein Vergleich
In seinem SMS-Ratgeber mit dem Titel SMS-Messages stellt der Autor fest:
„SMS oder ‚Short Service Message Service', der ‚Kurznachrichtendienst',
hat längst den Siegeszug in der nationalen und internationalen
Mobilkommunikation angetreten. Ob in Bus oder Bahn auf dem Weg zur Arbeit, auf
dem Schulhof, im Klassenzimmer oder abends neben dem Fernsehprogramm: SMS ist
immer dabei" (Haller 2000: 7). Statistische Erhebungen zur SMS-Nutzung in
den deutschen Mobilfunknetzen belegen diese Einschätzung. Im Jahr 2000 wurden
in Deutschland über 15 Milliarden Kurznachrichten verschickt, die Tendenz ist
weiter steigend. Die linguistische Forschung hat von diesem Umstand noch kaum
Notiz genommen. Zwar gibt es bereits kommunikationswissenschaftliche Studien zur
SMS-Nutzung, aber nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen zu der Frage,
welche spezifischen sprachlichen Ausdrucksmittel in der SMS verwendet werden.
Dabei liegt die Vermutung nahe, dass sowohl die Beschränkung auf 160 Zeichen
als auch die Motive für das Versenden einer SMS Auswirkungen auf die
sprachliche Gestaltung haben. Im Beitrag werden erste Ergebnisse einer
linguistischen Analyse der SMS vorgestellt. Sie beruhen auf der Auswertung eines
SMS-Korpus, auf einer Befragung von Schülern und Studenten und auf Hinweisen,
die sich im Internet, in Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln, aber auch in
SMS-Ratgebern zum Schreiben von SMS finden. Als Leitfaden der vorgetragenen Überlegungen
dient die Frage, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten diese fernschriftliche
Variante der Mobilkommunikation mit der E-Mail-Kommunikation aufweist.
Ekkehard Felder: „Der Zwang zur Zwanglosigkeit!" - Stilistischer
Spagat zwischen Konventionalität und Originalität in E-Mails
Im Beitrag werden Stilprinzipien in Bezug zu dem didaktischen Konzept
„Arbeit am Stil" gesetzt, um die gängigen, aber zu allgemeinen
Stilmaximen mit Hilfe von pragmatischen Kriterien im Rahmen eines
Schreibprojektes konkretisieren zu können. Fragen und Aspekte des Stils werden
dabei als eine bestimmte (sprachwissenschaftlich zwar umstrittene, aber
heuristisch sinnvolle) Betrachtungsweise auf den Text aufgefasst: Wer auf Stil
achtet, Stil-Prädikate zuordnet, lenkt seine Aufmerksamkeit vom Was (als
Sachgehalt des Geäußerten) auf das Wie (als sprachlich-stilistische, für den
Sinngehalt mitentscheidende Form) des sprachlichen Ausdrucks. Um diese
unterschiedlichen Perspektiven auf Texte zu verdeutlichen, wird ein
Schreibprojekt zur Bewusstmachung stilistischer Aspekte in E-Mails auf der
Vergleichsfolie des Briefes im Sinne der neuen Schreibdidaktik vorgeschlagen, in
welcher der Schreibprozess selbst beim Anfertigen und Überarbeiten von Texten
zum Reflexionsgegenstand erklärt wird. Die dem Schreibprojekt zugrundeliegende
Idee bedient sich des didaktischen Prinzips der Verfremdung, das mit dem
Fremdmachen des selbstverständlich Vertrauten arbeitet. Dazu werden gewohnte
Blickeinstellungen auf bekannte Phänomene so verändert bzw. verfremdet, dass gängige
Wahrnehmungsschemata - vor allem Sprachgewohnheiten - teilweise versagen und
durch diese „Störung" die Bedeutung von vermeintlich
Selbstverständlichem
überhaupt erst erkannt werden kann. Dadurch können Sprachreflexionsprozesse
und sprachliches Selbst-Bewusst-Sein im Sinne einer individuellen Stilpflege zur
Kultivierung von Sprachgefühl gefördert werden.
Peter Handler: E-Mail zwischen Stil und Lifestyle
Der Beitrag setzt „Stil" als Suchbegriff ein, um Struktur und Inventar
von E-Mails zu erfassen sowie die einwirkenden und ausgehenden Einflüsse zu
eruieren. Im Weiteren wird untersucht, wie Individuen im Spannungsfeld zwischen
gestalterischem Freiraum und Textkonventionen agieren, wie Sprachhandlungen auf
das Medium abgestimmt werden können und wie E-Mail im kommunikativen Alltag präsent
ist. Abschließend erfolgt ein kritischer Blick auf die
„Verkommunizierung" von provisorischen und peripheren Handlungselementen.
Nina Janich: Von Lust und Leid. Metakommunikation in der E-Mail am
Beispiel einer Mittelbau-Initiative
Die Frage nach medienspezifischen Kommunikationsproblemen und daraus
resultierenden (Selbst-)Regulierungserscheinungen einerseits, Beratungsbedürfnissen
andererseits ist mit Blick auf die E-Mail-Kommunikation bislang von der
Forschung nur zögerlich angegangen worden. Was weit gehend fehlt, ist eine
Auswertung von umfangreicheren E-Mail-Korpora, die die derzeitigen
Kommunikationsschwierigkeiten im Umgang mit E-Mail und damit evtl. neue (und
unbewusste?) Regulierungs- und Beratungsdefizite aufzeigen könnten. Im
vorliegenden Beitrag wird ein über 400 E-Mails umfassendes Korpus (Briefwechsel
einer inneruniversitären Mittelbau-Initiative) auf sich metakommunikativ äußernde
Probleme im Umgang mit E-Mail und Bewertungen des Mediums durch seine Nutzer
untersucht. Möglicherweise „neuralgische" Textelemente wie Anrede,
Subject oder Adressfeld werden ebenso in den Blick genommen wie die
Vorgehensweise der Gruppenmitglieder, wenn es um die zentralen Bedürfnisse
„umfassende Information" und „Übersichtlichkeit" geht. Ausführliche
Zitate aus den Mails zeigen die Intensität der metakommunikativen
Auseinandersetzung mit dem Medium und machen für die weitere Forschung
deutlich, wie zentral Sprechereinstellungen gegenüber dem Medium die
Nutzungsweise von E-Mail und den Umgang miteinander beeinflussen.
Jörg Meier: Vom Brief zur E-Mail. Kontinuität und Wandel
Der Werbeslogan der Deutschen Bundespost in den 80er Jahren des 20.
Jahrhunderts - schreib mal wieder! - wirkte bereits zu diesem Zeitpunkt wie ein
öffentlicher Aufruf, eine vom Aussterben bedrohte jahrhundertealte kulturelle
Praxis und Kommunikationsform zu retten. Zwischenzeitlich haben modulierte
Signale längst den Postboten überholt, und die elektronische Mailbox bietet
den Anschluss an ein weltweites Kommunikationsforum. Der Medienwechsel brachte
einen grundsätzlichen kulturellen Wandel mit sich, da das kollektive Gedächtnis
unserer Gesellschaft, das bisher durch Prinzipien der Schriftlichkeit
charakterisiert wurde, zunehmend nach elektronischen Regeln arbeitet. Wenngleich
bereits Georg Steinhausen in seiner Geschichte des Deutschen Briefes in den 80er
Jahren des 19. Jahrhunderts sein Ende beschwor, gibt es den Brief heute immer
noch. Als Kommunikationsmedium konkurrieren mit dem Brief bereits seit langem
Telegramm, Postkarte und Telefon, letzteres ergänzt durch Angebote der modernen
Telekommunikation wie Telefax, E-Mail und SMS sowie weiterer Netze und Dienste,
die in immer kürzerer Zeit neu hinzukommen. Nicht nur angesichts aktueller
Tendenzen innerhalb der Briefkommunikation ist ein historisch-systematischer
Funktionswandel der Briefkultur insgesamt unverkennbar, weshalb der Brief
sowohl in seinem literarischen wie auch kommunikativen und psychologischen
Charakter theoretisch und praktisch neu bestimmt werden muss.
Georg Rehm: Schriftliche Mündlichkeit in der Sprache des World Wide Web
Anhand eines großen Korpus von etwa 1,2 Millionen deutschsprachigen
HTML-Dokumenten aus der Domäne der akademischen Webserver wird mit Hilfe einer
empirischen Studie der Einfluss verschiedener sprachlicher Phänomene, die bzgl.
der asynchronen E-Mail-, Newsgruppen- sowie der synchronen Chat-Kommunikation
bereits ausführlich in der Literatur beschrieben wurden, auf Webseiten
untersucht. Da sich viele dieser an der konzeptionellen Mündlichkeit
orientierenden sprachlichen Phänomene mit computerlinguistischen Methoden
erkennen lassen, finden die Analysen automatisch statt und geben Auskunft über
Merkmale der konzeptionellen Mündlichkeit im World Wide Web.
Eckard Rolf: Illokutionsstrukturen alltäglicher E-Mails
Anhand einer Analyse von Beispielen für alltägliche E-Mail-Kommunikation
soll gezeigt werden, dass alltägliche E-Mails ein Anliegen ihres Emittenten
erkennen lassen, dessen Verfolgung eine gewisse Handlungslogik aufweist. E-Mails
werden als bestimmte Arten von Briefen betrachtet, deren Äußerungseinheiten
illokutionär interpretiert werden. Die dabei aufgedeckten
Illokutionshierarchien machen die Handlungsstruktur der jeweiligen E-Mail
explizit.
Ulrich Schmitz: E-Mails kommen in die Jahre. Telefonbriefe auf dem Weg zu
sprachlicher Normalität
E-Mail-Korrespondenz hat sich in den letzten Jahren zu einem weit
verbreiteten Universalmedium alltäglicher Kommunikation entwickelt.
Entsprechend mannigfaltig sind die verwendeten sprachlichen Mittel. Entgegen
landläufiger Meinung gibt es keinen charakteristischen Sprachstil von E-Mails
mehr, wie sich schon an vergleichsweise kleinen Korpora zeigen lässt. Unter
allen computergebundenen Kommunikationsformen lassen Mails die meisten
Ausdrucksformen zwischen Privatheit und Öffentlichkeit, Spontaneität und
Sorgfalt sowie Sprechbarkeit und Druckbarkeit zu und verbinden sie miteinander.
So wird mit elektronischer Post alles und jedes in jeder möglichen und früher
unmöglichen sprachlichen Form mitgeteilt und verschickt. Die einzigen
Merkmale, die E-Mail von anderen (auch nicht computergestützten)
Kommunikationsformen heute noch unterscheiden, ergeben sich aus den technischen
Bedingungen elektronischen Postversands, wie sie sich größtenteils im
Mail-Formular der benutzten Software niederschlagen.
Mariann Skog-Södersved: Kommunikationsform Newsletter. Zum Zusammenspiel
zwischen Sender und Empfänger am Beispiel des FOCUS-Online-Newsletters
E-Mails bilden keine einheitliche Textsorte, sondern weisen eine große
Variationsbreite auf. Zu den E-Mails sind auch die elektronischen Newsletter zu
rechnen. Der Artikel beschäftigt sich mit dem Zusammenspiel zwischen Sender und
Empfänger in solchen Texten am Beispiel des FOCUS-Online-Newsletters. Näher
analysiert werden das Auftreten und die Darstellung von ‚wir' und ‚Sie' in
den Highlights bzw. Top-News. Dabei zeigt es sich, dass Sender und Empfänger
klar umrissene Rollen haben: Der eine bietet im Allgemeinen etwas an, wovon der
andere angeblich profitieren kann. Gleichzeitig mit dem Entwickeln der
Newsletter von eher in familiärem Ton abgefassten zu vorwiegend unpersönlich
geschriebenen Texten tritt der Sender in den Hintergrund. In gewissen Beiträgen
der Newsletter versucht er jedoch immer noch den Empfänger - manchmal durch
direktes Auffordern - zum Handeln zu bringen.
Christiane Thim-Mabrey: Zwischen Netikette und Briefstellern: „Wie
schreibt man E-Mails heute?"
Der Umgang mit der neuen Kommunikationsform E-Mail, der (noch nicht) an der
Schule gelernt werden kann, ist für Neulinge mit der Frage nach dem „Üblichen",
nach dem Erwartungshorizont ihrer Kommunikationspartner, verbunden.
Netikette-Ratschläge warnen einerseits vor einem offenbar als gängig
vorausgesetzten unbedachten Umgang mit dem Medium und propagieren andererseits
einige im Schriftlichen bislang ungewöhnliche Gepflogenheiten (Emoticons, Abkürzungen
etc.), wenn auch mit dem Rat, maßvoll damit umzugehen. Fraglich bleibt dabei
jedoch gerade, in welchen Kommunikationssphären und unter welchen Bedingungen
diese (nicht) Brauch sind; empirische Untersuchungen zu dieser Frage stecken
erst in den Anfängen. Zunächst zeigt ein detaillierter Vergleich von
Netiketten und Ratgebern zum traditionellen Brief eine implizite und explizite
Fortschreibung traditioneller Normwerte von der herkömmlichen Briefratgebung in
die Netikette. Da sich aber der konkrete Informations- und Beratungsbedarf bei
potentiellen E-Mail-Sendern keineswegs auf rein äußerliche Neuerungen beschränkt,
wurden in Workshops zum Verfassen von E-Mails an der Universität Regensburg
folgende Bereiche behandelt: Reflexion über Zwecke und Adressaten einer
„studentischen" Mail, Formulierung des Betreffs, Anrede/Gruß/Unterschrift,
Inhalt und Umfang sowie Antwort-Mails. Die Inhalte, die in diesen Bereichen
vermittelt wurden, werden im Aufsatz dargestellt und in einen Bezug zu
Forschungsdesiderata gesetzt.
Ludmila Uhlírová: E-Mail in der Sprachberatungsstelle
Dieser Aufsatz ist eine Fallstudie. Es wird berichtet, wie Linguisten aus der
Abteilung Sprachberatung des Instituts für tschechische Sprache die
elektronische Post in der Kommunikation mit der Öffentlichkeit nutzen. Mit dem
Aufsatz wird zweierlei beabsichtigt: (a) eine empirisch fundierte Darstellung
der Sprache und der Stilistik sowie der typischen Eigenschaften der E-Mails der
Sprachberatung von 1999-2000. Das Korpus im Umfang von mehr als 3000 Texten
weist durchaus charakteristische Züge auf, durch die es als eine kohärente
Textart geprägt wird, wobei es möglich ist, dass auch verschiedene Register
entstehen; (b) darauf hinzuweisen, dass das elektronische Medium die Arbeit der
Abteilung selbst, deren Organisierung und die Effektivität, mit der der
Sprachbenutzer beeinflusst wird, bedingt.
Holger Wölfle: Liebeskommunikation in E-Mails
Geht man davon aus, dass jede Liebeskommunikation durchzogen ist von
generellen und überzeitlichen Verhaltens- und Sprachmustern, so stellt sich die
Frage, ob und inwiefern diese durch ein neuartiges Kommunikationsmedium
modifiziert werden oder eine spezielle Ausprägung erfahren. In dem Beitrag
„Liebeskommunikation in E-Mails" wird die E-Mail als neue Textsorte
begriffen; es soll ihren Produktionsbedingungen, den technischen und
kommunikationsstrategischen Spezifika sowie den sich ergebenden Folgen für den
Benutzer dieser neuen medialen Kommunikationsform nachgegangen werden. Dies
geschieht anhand einer überschaubaren Serie von E-Mails, die Teil der
Liebeskommunikation zweier Personen bilden. Der Verlauf der Serie und
Ausschnitte aus dem E-Mail-Korpus werden ins Verhältnis gesetzt zu Roland
Barthes' Überlegungen zu den Fragmenten bzw. Figuren des Liebesdiskurses
allgemein und denen, die im engeren Sinne die mediale Liebeskommunikation
behandeln bzw. ausgerichtet sind auf Phänomene von Nähe und Distanz, An- und
Abwesenheit u.ä. Dabei wird besonderes Augenmerk darauf gelegt, ob nicht die
von dem neuen Medium versprochene Kommunikationserleichterung in ihr Gegenteil
umschlagen und sich als zusätzliche Erschwernis für eine gelungene
Liebeskommunikation erweisen kann.
Arne Ziegler: E-Mail - Textsorte oder Kommunikationsform? Eine
textlinguistische Annäherung
Die linguistische Aufarbeitung zu Textformen der sogenannten „Neuen
Medien" generell sowie zu E-Mails im Besonderen ist bis heute unter Berücksichtigung
verschiedener sprachwissenschaftlicher Aspekte kontinuierlich vorangeschritten
und kann mittlerweile als verhältnismäßig gut erachtet werden. Bei aller
Heterogenität der Untersuchungen fällt jedoch auf, dass im Hinblick auf den
Untersuchungsgegenstand selbst in vielen der vorliegenden Arbeiten einige
Unsicherheit besteht. So wird die E-Mail u.a. als Textsorte - mitunter als
„neue" Textsorte -, als Gattung oder als Kommunikationsform erfasst. Tatsächlich
ist häufig, trotz einer zahlreich vorhandenen Spezialliteratur, ein geradezu
prätheoretischer Gebrauch der Begriffe zu beobachten, indem sie einzig zur
usuellen Kennzeichnung einer Textmenge - teilweise sogar als Synonyme -
verwendet werden. Dabei repräsentieren die verschiedenen Begriffe durchaus
unterschiedliche linguistische Konzepte, so dass die uneinheitliche Verwendung
der Termini in nicht unerheblichem Maße zu einer begrifflichen Verwirrung
beiträgt. Der Beitrag grenzt die Begriffe Textsorte und Kommunikationsform aus
textlinguistischer Perspektive gegeneinander ab und erfasst gleichzeitig die
Kommunikationsform als integrativen Teil einer Gesamtkonzeption Textsorte. Es
wird vorgeführt, dass die E-Mails keinesfalls als Textsorte, wohl aber als
Kommunikationsform zu erfassen ist.
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