Französisch-deutsche Kulturbeziehungen: Entente cordiale ?
Heft 103/104

lendemains, 25. Jahrgang 2001/3-4
Heft 103/104
EUR 28,50
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Dossier
Pascale Gruson / Katja Marmetschke (ed.)
Les études germaniques en France

  • Pascale Gruson / Katja Marmetschke: Introduction
  • Pascale Gruson: L'entre-deux-guerres: un temps favorable pour la germanistique française? (Resümee)
  • Monique Mombert: Les études allemandes en France entre les deux guerres: l'exemple de Strasbourg (Resümee)
  • Katja Marmetschke: Vernunft oder Intuition? - Der Streit zwischen Edmond Vermeil und Ernst Robert Curtius in der Revue de Genève (Resümee)
  • Corine Defrance: Le rôle des germanistes dans la politique universitaire de la France en Allemagne pendant la période d'occupation (1945-1949) (Resümee)
  • Emmanuelle Picard: Une discipline en voie de respectabilisation: la germanistique française au milieu du XXe siècle (Resümee)

Dossier
Joachim Umlauf (ed.)
Von privilegierten zu reduzierten Kulturbeziehungen? Auswärtige Kulturpolitik in Deutschland und Frankreich

  • Joachim Umlauf: Einleitung
  • Corine Defrance: La création du réseau de centres culturels français en Allemagne dans l'immédiat après-guerre (Resümee)
  • Eckard Michels: Vom Glück der verspäteten Arbeitsaufnahme: Die Anfänge des Goethe-Instituts in Paris (Resümee)
  • Ulrich Pfeil: Die Rückkehr der gesamtdeutschen Kulturnation. Das DDR-Kulturzentrum in Paris (Resümee)
  • Nicole Bary: Entretien avec Dominique Paillarse (12 mars 2002)
  • Gerrit Fischer: Mobile Strukturen - Regionales Handeln (Resümee)
  • Arpad A. Sölter: Cats statt Kafka? Kultur und auswärtige Kulturpolitik im Zeitalter der Globalisierung (Resümee)

Arts & Lettres

  • Hans Heinrich Baumann: Das Verbrechen Emma Bovarys. Textetymologische Bemerkungen zu Flauberts erstem Roman (und zum Saint Julien)
  • Angelica Rieger: Schreibende Paare. Kontrastive Analysen zur Spezifität männlichen und weiblichen Schreibens in der französischen Literatur vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert
  • Bruno Cany: Jean-Paul Auxeméry
  • Jean-François Kosta-Théfaine: De la littérature gastronomique et autres petits plaisirs littéraires & culinaires…

Actuelles

  • Ina Stephan: Die Ergebnisse der Präsidentschafts- und Parlamentswahlen 2002 in wahlsoziologischer Perspektive - oder: doch kein langweiliges Duell?

Forum

  • Inka Fischer: Interview avec Pierre Daix

In memoriam

  • Joseph Jurt: "L'unanimité de l'hommage posthume"? Les réactions de la presse face à la mort de Pierre Bourdieu
  • Gunter Gebauer: Nachruf auf Pierre Bourdieu

Comptes rendus

  • Christoph I. Barmeyer: Interkulturelles Management und Lernstile (G. Ammon)
  • Brigitta Coenen-Mennemeier: Abenteuer Existenz (B. Sändig)
  • Wolfgang Asholt/Walter Fähnders (Hg.): Der Blick vom Wolkenkratzer (H. Siepe)


Pascale Gruson: L'entre-deux-guerres: un temps favorable pour la germanistique française?

Nach dem Ersten Weltkrieg konnte sich die Bedeutung der Germanistik in der französischen Universität nur verstärken. Die vor 1914 entwickelten Thesen über die politische Unreife Deutschlands schienen weitestgehend bestätigt worden zu sein. Die Kompetenz der Germanisten der ersten Stunde (Charles Andler, Henri Lichtenberger), während der Feindseligkeiten auf verschiedene Weise in den Dienst Frankreichs gestellt, wurde unter diesen Umständen vielfach geschätzt. Die Germanisten kamen nicht umhin, in die Umsetzung des Versailler Vertrages eingebunden zu werden. Dies vollzog sich in der Tat auf mehreren Ebenen, wie z.B. durch ihre aktive Präsenz in Straßburg und in Mainz oder durch die von ihnen verfaßten Artikel. Ihre Studien halfen den politisch Verantwortlichen, das heikle Problem der zivilen Reparationsforderungen an Frankreich zu thematisieren. Als sich nach Locarno eine Phase der politischen Entspannung abzeichnete, konnten sich die Germanisten nicht nur der Verfestigung der Schwerpunktthemen ihrer Disziplin widmen, sondern auch der Erweiterung ihrer Perspektive auf alle deutschsprachigen Länder. Es kam zu einer inhaltlichen Vertiefung der Fachkenntnisse, die übersetzerische Tätigkeit nahm auf einem anspruchsvollen Niveau rasch zu und der interdisziplinäre Austausch führte zu fruchtbaren Ergebnissen. Dennoch stellt sich die Frage, ob die "Wachposten", die vor 1914 vor der deutschen Gefahr gewarnt hatten, in der Lage waren, die in den dreißiger Jahren aufkommenden Bedrohungen zu verstehen. Standen ihnen dafür die entsprechenden Mittel zur Verfügung? Hatte die von der an der "civilisation" ausgerichteten Germanistik eingenommene Position (der gemäß auf Kosten einer Analyse gemeinsamer Probleme bevorzugt die Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich herausgearbeitet wurden) nicht Grenzen, die sich zum Zeitpunkt der immer größeren Bedrohung als ein schwerwiegendes Handicap erwiesen?

Monique Mombert: Les études allemandes en France entre les deux guerres: l'exemple de Strasbourg
Monique Mombert, Die französische Germanistik zwischen den beiden Kriegen: Das Beispiel Straßburg untersucht die um die Jahrhundertwende als autonomes Fach eingerichtete französische Germanistik nach dem Ersten Weltkrieg. Seine Methoden und Ziele entwickelt das Fach nach französischem Muster, wobei die Verwandtschaft mit der deutschen Germanistik auf Themen und Inhalte beschränkt wird. Am Beispiel des germanischen Seminars der französischen Universität Straßburg wird gezeigt, wie das Fach seinen Beitrag zu Lehre und Forschung leistet.

Katja Marmetschke: Vernunft oder Intuition? - Der Streit zwischen Edmond Vermeil und Ernst Robert Curtius in der Revue de Genève
Katja Marmetschke, Raison ou intuition? La querelle entre Edmond Vermeil et Ernst Robert Curtius dans la Revue de Genève étudie un débat entre le germaniste français et le romaniste allemand qui a eu lieu dans la Revue de Genève dans les années 1926/27. Dans cette polémique, deux différentes manières de comprendre un pays étranger se confrontent: Vermeil favorise une méthode systématique et scientifque qui suit le modèle d'analyse d'Hyppolite Taine et l'exemple de son maître Charles Andler. Par contre, Curtius défend une approche antipositiviste et antirationaliste basée sur l'intuition comme seule source de compréhension mutuelle. A ceci s'ajoute une divergence profonde entre Vermeil et Curtius quant à leur conception politique du rapprochement franco-allemand et de la construction d'un espace européen: Selon Curtius, le romantisme politique allemand peut servir de modèle pour une "Europe organique", tandis que Vermeil voit les bases pour le rapprochement dans l'acceptation des valeurs universelles issues de la Révolution Française.

Corine Defrance: Le rôle des germanistes dans la politique universitaire de la France en Allemagne pendant la période d'occupation (1945-1949)
Sehr viele Germanisten wurden nach 1945 von der französischen Regierung mit der Kultur- und Universitätspolitik im besetzten Deutschland betraut. In der Zwischenkriegszeit hatte sie ihre universitäre Ausbildung (von Professoren wie Edmond Vermeil und Ernest Tonnelat, die Vertreter der "Germanistik des Mißtrauens" waren) für die "deutsche Gefahr" sensibilisiert. Charakteristisch war für den Kreis der französischen Germanisten die pessimistische Vorstellung, weit zurückreichende mentale Dispositionen durch "Umerziehung" ändern zu können und der Argwohn, deutschen Demokraten Verantwortlichkeiten für die Umerziehung ihrer Landsleute zurückzugeben. Das erklärt die Versuche der Kulturabteilung der französischen Militärregierung, mit einigen Aspekten der deutschen universitären Tradition zu brechen.

Emmanuelle Picard: Une discipline en voie de respectabilisation: la germanistique française au milieu du XXe siècle
Die französische Germanistik in der Mitte des 20. Jahrhunderts zeigt, wie eine universitäre Disziplin schrittweise über interne, vom äußeren Kontext weitestgehend unabhängige Prozesse ihre Legitimität erlangt hat. Die französische Germanistik entwickelte sich zu einer anerkannten Disziplin, das heißt zu einem attraktiven Fach für die von der Schule her am besten vorbereiteten Studenten (jene der Ecole normale supérieure), seitdem sie die politischen Fragestellungen aufgab, die seit der Zeit ihrer Konstituierung zu Beginn des Jahrhunderts im Zentrum des Faches standen. Daraufhin entstand nach 1945 eine französische Germanistik, die auf zivilisatorische Fragestellungen im Hinblick auf das Deutschland der Gegenwart verzichtete, um sich einzig mit literarischen und sprachlichen Problemen zu beschäftigen.

Corine Defrance: La création du réseau de centres culturels français en Allemagne dans l'immédiat après-guerre
Thema dieses Beitrages ist die Suche nach den Gründen, welche in der unmittelbaren Nachkriegszeit für viele vielleicht überraschend eine überdurchschnittliche Dichte von Instituts français in der Bundesrepublik Deutschland ermöglicht hatten. Paradox erschien es vielen Beobachtern, dass Frankreich in einem Land, mit dem es eben noch im Kriegszustand gewesen war, ein Netz von Kulturzentren aufbaute, während Paris ansonsten zu einem solchen Schritt nur mit Ländern bereit war, mit denen es "klassische" bilaterale Beziehungen unterhielt. Im Jahre 1945 erachtete es die französische Militärregierung für wichtig, neben der Kulturpolitik im Zeichen des Besatzungsstatuts einen Raum in ihrer Zone für einen ungehinderten Kulturaustausch zu schaffen. Diese Institutionen entwickelten sich damit zu Schaltstellen der "Normalität" für die zukünftige Annäherung und Aussöhnung zwischen beiden Ländern. Nur so erklärt sich, dass sie jegliche Aktionen mit propagandistischem Charakter vermieden, obwohl sie bis 1947 unter der Kontrolle und in finanzieller Abhängigkeit von der Direction de l'Éducation publique standen, ohne jedoch Antennen der französischen Militärregierung zu sein. Erst nach der Gründung der Bundesrepublik wurde das Netz der französischen Kulturzentren in einer zweiten Phase auf die ehemalige amerikanische und britische Zone ausgedehnt. Diese traditionellen Kanäle der französischen Kulturarbeit im Ausland richteten sich in erster Linie an ein deutsches Publikum, doch dienten sie in der symbolreichen französischen Prestigepolitik auch als Machtfaktor in der Konkurrenzsituation mit den anderen Alliierten.

Eckard Michels: Vom Glück der verspäteten Arbeitsaufnahme: Die Anfänge des Goethe-Instituts in Paris
Malgré les relations franco-allemandes étroites, Paris reçut nettement plus tard que d'autres métropoles un institut culturel allemand. Les raisons étaient multiples. Dans les années 50, il était plus important pour la République Fédérale d'Allemagne d'être présente au niveau de la politique culturelle dans les nouveaux états d'Afrique et d'Asie. Puis, il y eut des problèmes avec l'immeuble parisien et finalement la création du Goethe-Institut s'est fait attendre à cause d'une réorganisation des instituts culturels allemands à l'étranger introduite en 1959 par le Ministère des Affaires Étrangères. Mais, le retard de l'entrée en fonction avait aussi ses avantages: dès 1963 le Goethe-Institut a pu travailler dans un climat nettement plus libéral que les instituts culturels allemands des années 50 et pour cette raison il avait dès le départ un programme culturel d'actualité.

Ulrich Pfeil: Die Rückkehr der gesamtdeutschen Kulturnation. Das DDR-Kulturzentrum in Paris
Quand le Centre culturel de la RDA ouvrit ses portes à Paris, le 14 décembre 1983 au 117, Boulevard Saint Germain, le deuxième État allemand semblait avoir réussi un nouveau pas en avant vers la normalisation de son statut. Six ans plus tard, le mur de Berlin tombait et, après quelques mois d'agonie, la RDA disparaissait de la carte et son centre culturel à Paris fermait ses portes. Grâce aux documents d'archives de la SED, nous pouvons aujourd'hui reconstruire les relations entre politique et culture et les objectifs que Berlin-Est voulait atteindre avec ce centre au cœur de la capitale française. Nous nous proposons d'analyser son intégration dans l'appareil du parti, l'évolution de son programme et l'image que la SED, en concurrence permanente avec la RFA, voulait véhiculer. Finalement, il s'avère intéressant de remarquer à quel point l'ouverture culturelle de la RDA sur les pays occidentaux a, elle aussi, contribué à la chute du régime le 9 novembre 1989.

Gerrit Fischer: Mobile Strukturen - Regionales Handeln
En 2002 la Fédération des Maisons Franco-Allemandes qui comprend la Maison de Provence (Aix-en-Provence), la Maison de Rhénanie-Palatinat (Dijon), la Maison de Heidelberg (Montpellier), le Centre Culturel Franco-Allemand (Nantes), la Maison d'Allemagne (Brest) et la Maison Heinrich Heine (Paris) fête son 5e anniversaire. Répondre à la demande de la société civile des différentes régions dans le cadre d'un concept de culture élargie, telle est sa vocation. Pourtant, chaque Maison garde son identité propre grâce à son histoire, ses choix thématiques et surtout son implantation locale. Face aux contraintes budgétaires et face au déclin de l'allemand en France, les membres pour réussir leur mission de promotion de la coopération franco-allemande - doivent faire preuve de flexibilité, de mobilité et d'écoute à l'égard des partenaires locaux. Le texte propose sous forme programmatique les grands axes du travail quotidien dans les Häuser à l'exemple du Centre Culturel Franco-Allemand de Nantes.

Arpad A. Sölter: Cats statt Kafka? Kultur und auswärtige Kulturpolitik im Zeitalter der Globalisierung
Arpad A. Sölter, Cats au lieu de Kafka? La politique culturelle française à l'étranger au siècle de la globalisation détruit d'abord les conditions principales qui doivent être remplies quand un échange interculturel au-delà des frontières est intentionné: absence de violence, tolérance, ouverture au dialogue et à l'autocritique. C'est ensuite que sont évaluées les conséquences culturelles de la globalisation afin d'esquisser finalement les contenus des tâches les plus importants de la politique culturelle internationale dans un monde globalisé. Une politique culturelle à l'étranger est encore plus indispensable sous ces nouvelles conditions et elle a la mission à remplir quatre perspectives de la politique culturelle. Elle fonctionne comme catalysateur des projets pour l'avenir, comme instrument pour apprivoiser la globalisation, renforcer les communautés civiles et accomplir le projet de civilisation européen afin que l'exception européene soit perpétuée au-delà des frontières géo-culturelles. Dans les dialogues culturels une politique d'intérêt non-impériale et non-relativiste qui se fonde sur des principes universalistes est défendue contre l'expansionnisme démocratique (Rorty). Sous le signe de la globalisation, les buts et les interventions de la politique culturelle à l'étranger doivent s'orienter vers une "culture de la reconnaissance" de l'autre.


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Letzte Änderung: 26.11.2016 10:12:00

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