Peter A. Schmitt (Hrsg.)
Paradigmenwechsel in der Translation
Festschrift für Albrecht Neubert zum 70. Geburtstag

(Bild folgt) 2000, 314 Seiten
EUR 61,80
ISBN 3-86057-655-0
Reihe: Stauffenburg Festschriften


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Albrecht Neubert ist eine der markantesten und produktivsten Wissenschaftlerpersönlichkeiten der (extern so genannten) "Leipziger Übersetzungswissenschaftlichen Schule", aber auch darüber hinaus: Sein über 200 Schriften umfassendes wissenschaftliches Werk ist nicht nur Resultat und Zeugnis einer immensen Kreativität und Energie, sondern zeigt auch die große Bandbreite seiner Interessengebiete. Gleichzeitig läßt sich an seinen Publikationen auch der jeweilige Schwerpunkt seiner Arbeit ablesen: Dieser lag bis Mitte der 60er Jahre eher auf der Anglistik, danach bis Ende der70er Jahre im Bereich der Linguistik und verlagerte sich dann in zunehmendem Maße auf die Translatologie. Sein Themenbogen spannt sich vom Lexem über den Text-in-Situation bis zur Kulturgeprägtheit von Kommunikation, von der Systemlinguistik und Lexikologie über die Textlinguistik bis zur Sozio- und Pragmalinguistik. Ob Stilistik, Diskursanalyse, Translationsdidaktik oder Computereinsatz beim Übersetzen – Albrecht Neubert hat sich mit nahezu allen Facetten des Übersetzens und Dolmetschens nicht nur befaßt, sondern auch gründlich und oft richtungsweisend befaßt. Sein Werk reflektiert nicht nur den Paradigmenwechsel in der Translation, Albrecht Neubert hat ihn oft bewirkt.

Anläßlich seines 70. Geburtstages ist diese Festschrift daher dem Jubilar und dem Paradigmenwechsel in der Translation gewidmet. Dabei wird deutlich, welche dynamische Entwicklung unser Fach bereits erlebt hat und weiter erlebt. Obgleich der Titel eine gewisse Bandbreite der Themen ohnehin erwarten läßt, mag es überraschen, wie verschieden die Blickwinkel sind, unter denen die einzelnen Beitragsautoren einen Paradigmenwechsel sehen: Die Themen der Beiträge sind ein Spiegel der Heterogenität sowohl der Forschungs- und Interessengebiete des Jubilars als auch des Gegenstands der Translatologie. Die Frage der "Interdisziplinarität" der Translatologie wird notwendigerweise ebenso angesprochen wie beispielsweise Aspekte der Dolmetschdidaktik; das Spektrum reicht von Details wie etwa dem Übersetzen von cleft sentences am Beispiel literarischer Texte, der Geschichte und Kulturspezifik technischer Fachtexte bis hin zur Zukunft des Übersetzens und Dolmetschens im Lichte der weltweit zunehmenden Rolle des Englischen als lingua franca. Zu diesem letzten Aspekt liefert die Festschrift hochinteressante, aktuelle (zwischen Redaktionsschluß und Veröffentlichung vergingen nur zwei Monate) und bisher unveröffentlichte Zahlen und Fakten. Da Albrecht Neubert einer der drei bekanntesten Vertreter der "Leipziger Übersetzungswissenschaftlichen Schule" ist, dürfte – vor allem für Leser aus den westlichen Ländern – der Beitrag zu diesem Thema sehr erhellend und geeignet sein, einige Vorurteile zu korrigieren. Auch der tagebuchartige Bericht über die politischen Rahmenbedingungen der Übersetzungswissenschaft vor der "Wende" und dem Fall der Mauer ist ein bemerkenswertes Zeitdokument und trägt dazu bei, daß diese Festschrift – je nach Interessenlage und Vorkenntnissen in parte oder in toto – eine nicht nur nützliche, sondern auch abwechslungsreiche, geradezu spannende Lektüre sein kann.

Inhalt der Festschrift

  • Ein kurzes Vorwort des Herausgebers
  • Verzeichnis der Schriften von Prof. Dr. phil. habil. Albrecht Neubert
  • Robert de Beaugrande: The dialectical utopia of theory and practice in translation
  • Monika Doherty: Optimizing parsing and discourse linking by clefts
  • Eberhard Fleischmann / Peter A. Schmitt: Fachsprachliches Übersetzen – Anstoß zu einem Paradigmenwechsel?
  • Heidrun Gerzymisch-Arbogast: ‚Text-bound interpretation‘: Zum Aufschlußwert der Textdimension für die Dolmetschforschung
  • Werner Koller: "Grundfragen der Übersetzungswissenschaft" – Nachtrag zu Leipzig 1970
  • Wladimir Kutz: Pragmatik und Mnemonik beim Dolmetschen: Rezeption und Gedächtnistechniken
  • Peter Newmark: The vocabulary of translation
  • Heidemarie Salevsky: Alles fließt... Vasilij Grossman in amerikanischer, west- und ostdeutscher Übersetzung
  • Christina Schäffner: Kontinuität und Erneuerung
  • Gregory M. Shreve: Translation at the millennium: Prospects for the evolution of a profession
  • Karl-Heinz Stoll: Zukunftsperspektiven der Translation
  • Wolfram Wilss: Interdisziplinarität: ein neues übersetzungswissenschaftliches Paradigma?
  • Gerd Wotjak: War das die Leipziger Übersetzungswissenschaftliche Schule?
    Autorenverzeichnis
    Personenregister

Pressestimmen:
„[...] Der Band ist sehr sorgfältig redigiert (keine Druckfehler, augen- und leserfreundliche Schriftgröße). Er wird eröffnet mit einem Schriftenverzeichnis des wissenschaftlichen Œuvres von ALBRECHT NEUBERT und schließt mit einem beeindruckenden Register der Personen, welche die Entwicklung der Translation wesentlich bestimmt haben. [...]
Der Band zeigt die wichtigsten Aspekte der Geschichte des Faches auf und dokumentiert den Wandel in der wissenschaftstheoretischen Fundierung. Mehrere Beiträge arbeiten präzise neuere Arbeitsschwerpunkte und Positionen heraus und vermitteln methodologische Zugänge zum Übersetzen. Darüber hinaus wird die vermittelte Einsicht in das praktizierende Zusammenwirken vieler Fachrichtungen uns Übersetzungswissenschaftler anregen, über die konzeptuelle Gestaltung der Translationswissenschaft nachzudenken. Es wäre zu wünschen, dass dieser Band einen breiten Leserkreis findet.
Sigrid Kupsch-Losereit, in: Lebende Sprachen Nr. 1/2001


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Letzte Änderung: 27.04.2012 19:24:23