Analysen von Metaphern sind besonders dann reizvoll,
wenn sie zeigen, wie diskursiv entwickelte Formulierungen strukturieren, indem
sie Abgrenzungen inszenieren und Bezüge herstellen. In der vorliegenden Arbeit
wird dies auf mehreren Ebenen gezeigt. Verschiedene Metaphern sind
assoziiert 1. mit der Unterscheidung zwischen Mitgliedsländern der EU
und noch aufzunehmenden Ländern, 2. mit ethnologisch unterschiedlicher
Selbstbeschreibung und unterschiedlichem Selbstverständnis, 3. mit
unterschiedlichen Einstellungen zu den politischen Prozessen. Die
Arbeit erhebt den Anspruch, typische Metaphern für einen deutschen und einen
parallel geführten litauischen Diskurs zu erfassen. Im deutschen Diskurs werden
Metapherntraditionen fortgeschrieben, die sich bereits 50 Jahre früher im
Zusammenhang mit der EU-Thematik finden und auf deren ungebrochene Wirksamkeit
gesetzt wird, wie z.B. die Hausbau-Metapher. Im Litauischen hingegen werden
gänzlich unerwartete Horizonte von Metaphern aufgerissen, die im deutschen
Diskurs nicht möglich sind. Spezifische historische Bezüge werden
instrumentalisiert für positive oder negative Argumentationen, wobei
Negativerfahrungen mit der Sowjetunion auf die Europäische Union übertragen
werden. Die Ergebnisse dieser Arbeit sind über die politischen Alltagsgeschäfte
hinaus relevant. Sie erfassen das Typische von Metaphern durch die
Kontrastierung zweier Kulturen.
|