Wie schaffen es RomanautorInnen, ihren Helden einen
authentischen Klang des Sprechens zu geben? Beschränken sie sich dabei
vornehmlich auf eine sprachliche Ebene? Auf die Lautung, die Wortwahl, die
Syntax? Oder schöpfen sie aus allen, einschließlich der Formulierungsverfahren
des fortschreitenden Sprechens, sodass die Art der Rede zum Charakter und zum
sozialen Milieu der Figur passt?
Wie werden die Formen gesprochener
Sprache und dialogischer Bezugnahme von deutschen Romanen in finnischen
Übersetzungen und umgekehrt von finnischen Romanen in deutschen Übersetzungen
wiedergegeben? Welche Übersetzungsstrategien verfolgen die Übersetzer? Lassen
sie die fremde Kultur bestehen oder versuchen sie, sie in die eigene Kultur
einzubürgern? Welche Ersatzmöglichkeiten wählen sie – auch für Stadtsprachen,
für regionale Dialekte und für jugendliche Szenensprachen? Wie behelfen sich die
Übersetzer in solchen Fällen, um den sprachlich-kommunikativen Ton der
Figurenreden in den Originaltexten kreativ nachzubilden?
Diesen Fragen
gehen die Autoren an deutschen und finnischen Romanen des 20. Jahrhunderts nach,
darunter so wichtigen Werken wie Alfred Döblins Berlin
Alexanderplatz,
Jurek Beckers Jakob der
Lügner, Günter Grass’ Unkenrufe oder
Ingo Schulzes Simple Storys und auf finnischer Seite Veijo Meris Sujut (Quitt), Lassi Sinkkonens Solveigin laulu (Solveigs Lied
), Anna-Leena Härkönens Häräntappoase (Der traurige Skorpion)
und dem finnlandschwedischen Roman Colorado venue von Lars
Sund.
Das vorliegende Buch leistet
ebenso einen Beitrag zur Übersetzungswissenschaft wie zur Beschreibung
gesprochener Sprache in Romanen. Es richtet sich damit gleichermaßen an
Übersetzer von literarischen Texten und an angewandte Sprach- und
Kommunikationswissenschaftler, die sich mit Dialoggestaltung und Diskursanalyse
beschäftigen.
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