Der vorliegende Band ist ein wichtiger Beitrag zur
empirischen Forschung des Tertiärsprachenlernens in Südostasien und trägt dazu
bei, Forschungsdesiderate der letzten Jahre einzulösen. Er regt eine bisher
vernachlässigte wissenschaftliche Diskussion im Bereich der
Tertiärsprachenforschung und Mehrsprachigkeitsdidaktik an, da die derzeitige
Forschung zum multiplen Sprachenlernen stark eurozentrisch ausgerichtet ist. Es
kann und muss hinterfragt werden, inwieweit gängige Theorien und Modelle
zum multiplen Sprachenlernen auf einen außereuropäischen Kontext übertragbar
sind. Dieses Thema wird in der vorliegenden Arbeit auf der Basis einer
dreijährig angelegten multiperspektivischen Longitudinalstudie
beleuchtet.
Kern der Untersuchung ist eine mehrdimensionale linguistische
Analyse einer schriftlichen Textproduktion in drei Sprachen unter Einbeziehung
des individuellen Sprachenhintergrundes, für den die Autorin den Terminus
„multilingualer Fingerabdruck/multilingual thumbprint“ eingeführt hat. Aus der
quantitativen Datenbasis gewonnene Ergebnisse werden in Abhängigkeit von
soziokulturellen, ethnisch-religiösen und sprachenpolitischen Aspekten mit
qualitativen Daten untermauert. Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich auf,
dass externe Faktoren das Deutschlernen stärker determinieren als
linguistische.
Außerdem wird in weiteren Kapiteln der entscheidende
Einfluss sprachenpolitischer Maßnahmen in Verbindung mit soziokulturellen
Faktoren auf den Spracherwerb nachgewiesen. Es lassen sich auf eine spannende
Weise Teilergebnisse mit Blick auf sprachenpolitische Debatten in Deutschland
vergleichen. Im multiethnischen und multilingualen Malaysia finden wir
Millionen Lerner, die nicht zur ethnischen Majorität des Landes gehören. Dennoch
entwickeln sie alle sprachliche Kompetenzen, die für eine erfolgreiche
Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, in Schule, Studium und Beruf erforderlich
sind. Dies überrascht umso mehr, als sozioökonomischer Status und
ethnisch-religiöser Hintergrund oftmals mit negativen Einstellungen gegenüber
der Majoritätskultur und der täglichen Sprachverwendung einhergehen. Die
spezifischen Ergebnisse und Erkenntnisse der in Malaysia angelegten Studie sind
deshalb nicht limitiert, sondern ganz im Gegenteil für alle mehrsprachigen
Kontexte relevant. Positive Resultate der Sprachenpolitik in Malaysia
zeigen eine bedenkenswerte Alternative zu den Europäischen Modellen der
sprachlichen Integrierung von Minderheiten und Migranten auf.
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