Die Sprache ist an der Welt beteiligt. So nimmt es wunder, daß die
Sprachwissenschaft sich bisher kaum darum gekümmert hat, welche Auswirkungen die
Sprache auf aktuelle Weltprobleme hat. Der Band befaßt sich mit Auswirkungen auf
eines der aktuellsten Probleme, das der "ökologischen" Krise. Zum erstenmal
nehmen Linguistinnen und Linguisten Stellung zur Rolle der Sprache bei Themen
wie "Erhaltung der biologischen Vielfalt", "Ozondebatte", "Manipulation in der
Umweltdiskussion?" und "natürliche und kulturelle Ökosysteme". Die Ökolinguistik ist ein junger Zweig der
Sprachwissenschaft, der noch keine fertigen Lösungen anbietet. In dem Buch
finden sich aber Versuche einer theoretischen Grundlegung ebenso wie konkrete
sprachökologische Untersuchungen von Texten über
"mitweltrelevante" Themen. Insgesamt wird für die
Ökolinguistik ein sehr weites Feld abgesteckt, das von der (sprachlichen
und biologischen) Vielfalt über Interaktionsphänomene im
mehrsprachigen Menschen bis zu Wechselwirkungen in Werbetexten und in
elektronischer Kommunikation reicht.
Aus dem Inhalt:
1. Grundlegung und Theorie Alwin Fill, Ökologie
der Linguistik – Linguistik der Ökologie. Jørgen
Døør / Jørgen Chr. Bang, Language, Ecology and
Truth – Dialogue and Dialectics. Peter Finke, Sprache als
missing link zwischen natürlichen und kulturellen
Ökosystemen. Überlegungen zur Weiterentwicklung der
Sprachökologie. Hans Strohner, Die neue Systemlinguistik: Zu
einer ökosystemischen Sprachwissenschaft. Wilhelm Trampe,
Ökosysteme und Sprache-Welt-Systeme. Adam Makkai, Die Welt als
Bewußtsein und Paraphrase: zur gesamtökologischen Fundierung des
menschlichen Sprachverständnisses mit besonderer Berücksichtigung
der Sprachphilosophie Wilhelm von Humboldts und ihrer Relevanz für die
theoretische Sprachwissenschaft des 21. Jahrhunderts. Yvonne Stork,
Die Rolle des Ökonomiebegriffs in der Ökolinguistik.
2.
Grundlegung und Anwendung Peter Mühlhäusler,
Linguistic Adaptation to Changed Environmental Conditions: Some Lessons from
the Past. Richard Alexander, Integrating the Ecological
Perspective: Some Linguistic Self-Reflexions. Matthias Jung,
Ökologische Sprachkritik. Andrea Gerbig, Sprachliche
Konstruktion politischer Realität: stilistische Variation in der
Ozondebatte. Adelaide Chichorro Ferreira, Sanfte Bräuche,
sanfte Sprache(n)? Ambiente/Umwelt kontrastiv. Olga Malachowa, Der
grüne Punkt in der deutschen Lexik.
3.
Wechselbeziehungen Ulrike Jessner / Philip Herdina,
Interaktionsphänomene im multilingualen Menschen:
Erklärungsmöglichkeiten durch einen systemtheoretischen Ansatz.
Marietta Calderón, Werbekommunikativer Umgang mit Tabus.
Peter Handler, Zwischen „Flames" und
„Netiquette": Elektronische Kommunikation als Sprachbiotop versus
Textmülldeponie. Joseph Wallmannsberger, „Wer mit den
Steinen spricht, kommt nach Steinhof – so einfach ist das!" oder
doch nicht? Fragmente zu einer Onto/Ökologie kommunikativer
Habitate.
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