Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird Schwarzafrika das, was der Orient im
kulturellen Bewusstsein des 19. Jahrhunderts war: Projektionsfläche für das
Andere Europas. Im Gegensatz zum französischen Orientalismus ist der
französische »Afrikanismus« jedoch selten als Diskurszusammenhang wahrgenommen
worden. Der Band hat das doppelte Ziel, das imaginäre Afrika der französischen
Moderne zu kartographieren und dabei kulturwissenschaftliche Fragestellungen aus
romanistischer und literaturwissenschaftlicher Sicht zu überprüfen. Die
internationalen Forschungsbeiträge widmen sich französischen und frankophonen
Afrika-Diskursen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Feld zwischen
Avantgarde, ethnographischer Feldforschung, Reiseliteratur und Populärkultur. Im
einzelnen geht es um die Rolle des Primitivismus in der literarischen
Avantgarde, um die ambivalente Verflechtung von dokumentaristischen und
fiktionalen Schreibweisen, von Alteritätserfahrung und medialer Darstellung,
schließlich um Versuche, über die traditionelle Kolonialismus- und
Exotismuskritik hinauszugehen und Afrika als einen »intermediären Raum« zu
begreifen.
Pressestimmen: "Si la lisibilité du livre est facilitée par
l’index, la riche bibliographie qui accompagne chaque article donne aussi des
informations précieuses. On achève la lecture de cet intéressant volume
collectif avec le sentiment d’avoir parcouru, du rêve européen de l’Afrique
primitive en passant par l’histoire de la négritude ou la révélation de sagesses
secrètes jusqu’à l’idée de métissages permanents, un vaste éventail des divers
modèles perceptifs et littéraires qui permirent de parler de l’Afrique dans les
premières décennies du XXe siècle." Michel Espagne (Paris), in:
Francia 33/3, 2006, S. 236.
"Der Sammelband "Blicke auf
Afrika nach 1900" widmet sich einem Forschungsbereich, der in der deutschen
Romanistik nach wie vor relativ wenig Beachtung findet. Die Hg. heben in der
Einleitung hervor, daß die Analyse des Afrika-Diskurses für die ersten
Jahrzehnte des 20. Jh. bislang nur in Ansätzen erfolgt ist. Ziel der
Veröffentlichung ist es daher, das enge Verhältnis zwischen Moderne und
Kolonialismus, Avantgarde und Primitivismus anhand von kanonisierten Texten der
französischen Literatur aufzuzeigen. Dabei ist auch der Wechsel von einer
textorientierten Literaturwissenschaft hin zu einer kulturwissenschaftlichen
berücksichtigt worden, da der Diskurs über das subsaharische Afrika ebenso im
Zusammenspiel von Text, Photographie, Film und populären Medien gesehen werden
muß. [...] "Blicke auf Afrika" ist ein gelungener Band, der Einblicke in
historische Zusammenhänge und fundierte Einzelanalysen aus den Bereichen
Literatur, Film und Ethnographie liefert. Dabei wird deutlich, daß Afrika meist
ein Konstrukt, eine Projektionsfläche, ein Mythos bleibt, der die jeweiligen
Bedürfnisse bedient. Im Wechselspiel der Projektionen zeichnen sich nach und
nach Grundtendenzen eines Afrika-Diskurses ab und zugleich ein Dialog der
Kulturen in intermediären Räumen. Der Band gibt somit wesentliche Anstöße zur
Analyse eines Afrika-Diskurses in der französischen Moderne, die für
weiterführende Arbeiten aufgegriffen werden sollten." Ute Fendler, in:
Romanische
Forschungen, Vierteljahresschrift für romanische Sprachen und
Literaturen, 117. Band, Heft 4, 2005, S. 512-514.
"Empfohlen
kann [dieser Band] auch all denjenigen werden, die innerhalb anderer Disziplinen
das Thema 'Afrika in der europäischen Moderne' behandeln oder ein weniger
spezialisiertes, verwandtes Forschungsinteresse verfolgen." Michael C. Frank
in: Arcadia 38/2, 2003, S. 441ff.
"Der Band Blicke auf Afrika nach 1900. Französische Moderne im
Zeitalter des Kolonialismus gibt [...] einen
gelungenen Überblick über die doch erstaunlich reiche frankophone Kolonialismus-
und Postkolonialismus-Diskussion und eignet sich sowohl als Einstiegslektüre in
diese Thematik wie auch als Referenzhandbuch zum aktuellen Stand der
Diskussion." Bettina Krüger in: parapluie - Elektronische Zeitschrift für Kulturen - Künste
- Literaturen, 25. Oktober 2002
Die vollständige Rezension finden Sie unter: <http://www.parapluie.de/archiv/theater/aufgelesen.html#3>
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